Mediterranen Spezialitäten boten (von links) Carmela Sanfelice, Antonietta Rutignialo, Teresa Giliberto und Lucia Garofalo vom Italienischen Familienverein beim Marktfrühstück an. Foto: Vollformat/Alexander Heimann
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GROSS-GERAU - Wer war schuld, dass das Marktfrühstück quasi ins Wasser fiel? Apostel Petrus, der die Himmelsschleusen geöffnet hatte? Oder die Organisatoren der Stadt, die trotz Regenprognose keine Pavillons fürs Sitzen im Trockenen aufgestellt hatten?
Auf dem Wochenmarkt am Samstag gingen die Meinungen auseinander. Immerhin: Die lustigen Debatten bezeugten, dass sich sowohl Vereinsaktive wie Besucher ein sonniges Gemüt bewahrten. „Ich bin jedenfalls nicht schuld. Ich hab mein Tellerchen leer gegessen“, scherzte Bürgermeister Stefan Sauer (CDU) und nahm Bezug auf die Mär, die Kinder ermahnt, alles aufzuessen, damit tags darauf die Sonne scheine.
Kinderhilfe Gomel mit von der Partie
Ob aber Kinder und Bürgermeister brav aufgegessen hatten oder nicht – der Regen tratschte herunter und umgab das bunte, südländische Marktfrühstück mit tristem Grau. Wer am Stand des Italienischen Familienvereins unter Federführung von Carmela Sanfelice stehenblieb, um Espresso zu trinken, von der süßen Kaffeecreme („Cremino“) oder von den mit Vanille gefüllten Croissants zu naschen, dem rannen bald die Regentropfen vom Rand des Zeltes in den Hemd- oder Blusenkragen: Einfach zum Frösteln.
TERMINE
Wechselnde Ortsvereine tragen im Jahreslauf an sechs Samstagen ab 9.30 Uhr dazu bei, den Wochenmarkt mit saisonalem „Marktfrühstück“ zu bereichern.
Am 30. September heißt es „Herbstzeit im Gerauer Land“ und am 28. Oktober „Kartoffel, die tolle Knolle.“ (lot)
„Packen Sie mir einige frittierte Reisbällchen ein“, bat ein Kunde, der, ebenso wie manch andere, den Genuss der Speisen auf Zuhause verschob. Jene Reisbällchen, gefüllt mit Tomatensoße, Hackfleisch, Mozzarella und Erbsen, seien eine alte sizilianische Spezialität, erklärte Carmela Sanfelice. Und lockte damit auch Lucie Schmitt herbei, die sich mit einem roten Schirm, weiß getupft, gegen die Nässe schützte.
„Ihr Schirm macht, dass einem das Herze lacht“, kommentierte eine Dame, die eben begeistert von dem mit Kirschmarmelade bedeckten Riemchenkuchen („Crostata“) probiert hatte. Die bunten, vielfältigen Speisen, die die Italienische Familie (Teil der Katholischen Kirche St. Walburga) zubereitet hatte, waren angetan, das trübe Wetter für Augenblicke des Genusses vergessen zu machen.
Indes: Die Biertischgarnituren rundum lockten kaum jemand enzum Sitzen. Allein Indra Lämmermann als Vertreterin des Sport- und Kulturamts hatte mit Freunden tapfer Platz genommen – große Schirme über den Köpfen balancierend. Einer war grün-weiß gestreift („Das sind doch die Farben von unserem VfR-Fußballclub“) und einer prangte in regenbogenfarbigem Rund. „Den habe ich in Italien gekauft“, erzählt Indra Lämmermann lachend.
Mit sonnigem Gemüt dem sonnenlosen Tag Paroli zu bieten, hatte sich auch die Kinderhilfe Gomel aus Büttelborn vorgenommen. „Wir bieten in unserem Pavillon Asyl vorm Regen“, sagte Vorsitzende Margarete Krasusky. Sie ermunterte mit allen anderen Vereinsfrauen zum Zugreifen. Lecker war es allemal, was angeboten wurde: Gegrillte Paprika, Couscous-Salat, italienisches Omelett oder Gurkensuppe. „Wie wär’s mit einem Wodka gegen die Nässe? Beugt auch Erkältungen vor“, scherzte eine Dame. Und schon musste Horst Ahlbrecht niesen: „Ist nur Allergie“, wehrte er lachend ab. Er war als Mitglied des Seniorenbeirats gekommen, hatte geplant, das italienische, mediterrane Marktfrühstück als Informationsplattform über aktuelle Themen des Seniorenbeirats zu nutzen. „Barrierefreiheit, keine zugeparkten, sondern begehbare Bürgersteige, Sehbehindertenhilfen, behindertengerechter Bahnhof“, zählten Annegret Becker und Annemarie Sternitzke flugs einige Punkte auf, die sie als Gremium der Seniorenvertretung in die Politik einbringen.
Doch nur wenige Passanten des insgesamt mäßig besuchten Wochenmarktes blieben vor der Informationstafel des Seniorenbeirats stehen. Und so machten sich auch die Aktiven bald auf den Heimweg: „Bei dem Wetter macht es wenig Spaß.“ Wer aber bei der Italienischen Familie oder bei der Kinderhilfe Gomel Speisen probierte, schwärmte: „Lecker. Schmeckt wie Urlaub im sonnigen Süden.“