Teilnehmer des Taizé-Gottesdienstes in der evangelischen Kirche genießen es, zur Ruhe zu kommen
Von Hans-Josef Becker
Besucher aller Altersklassen fanden in der evangelischen Kirche Entspannung. Archivfoto: Robert Heiler
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GERNSHEIM - Stille. Diese Abwesenheit von Geräuschen und Klängen ist in einer hektischer werdenden Welt etwas Besonderes geworden. So mögen die Teilnehmer des ökumenischen Taizé-Gebets das eingeräumte Schweigen genossen haben. Diese Stille hat Frère Roger Schutz, ermordeter Prior der Communauté de Taizé, propagiert, „weil Gott ein Freund der Stille ist.“
Ein Synonym für die Gemeinschaft
Mit der Gründung der Communauté hatte Schutz eine Inspiration verwirklicht: „Jene Eingebung hat mich seit meiner Jugend nie mehr verlassen: Ein Leben in Gemeinschaft kann ein Zeichen dafür sein, dass Gott Liebe und nur Liebe ist.“ „Taizé“, wie das Synonym für die Gemeinschaft lautet, übte bald eine Faszination aus. Insbesondere junge Menschen von allen fünf Kontinenten suchen religiöse Erbauung. Doch es suchen nicht nur junge Menschen den Ort auf: Papst Johannes Paul II., vier Erzbischöfe von Canterbury, orthodoxe Metropoliten, die 14 lutherischen Bischöfe Schwedens sowie zahllose Priester und Pastoren aus der ganzen Welt stehen auf der Gästeliste. Die Gedanken der „Taizéisten“ gelten wohl noch hin und wieder dem Leiter dieses ökumenischen Männerordens in dem kleinen französischen Dorf in der Nähe Clunys. Besonders dann, wenn sie zum ökumenischen Taizé-Gebet beisammen sind.
So dachten sie auch am Donnerstag in der evangelischen Kirche an die bedeutendste Botschaft des evangelischen Mönches: die Versöhnung. Dazu mögen die inzwischen weltberühmten „Gesänge aus Taizé“ beitragen.
Diese „mystischen Sätze in Noten“ zeichnen sich durch ihre Einfachheit aus. Sie stehen dafür, die Suche nach Gott in einer schlichten, aber gemeinsamen Weise aufzunehmen: einstrophig, kurz, oft vierstimmig oder kanonisch. „Christus, dein Licht lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht“, eröffnete den Gottesdienst.
Manuela Diehl (Gitarre) und Bernhard Bork (Flöte) begleiteten die Sänger. Für Ulrike Munstein sind die Gesänge aus Taizé gesungene Gebete, bei denen sie zur Ruhe kommen kann. Friedhelm Bang mag die Schlichtheit der Lieder, das Gotteslob in Gemeinschaft. Viele dieser Lieder wurden seit 1975 von Jacques Berthier, einige von Joseph Gelineau und die meisten inzwischen von Brüdern der Communauté komponiert. Mit ihrer gesungenen Liturgie wurden die Brüder schon 1955 bekannt, als sie (und 1958 ein weiteres Mal) den Grand Prix de L’Academie Charles Cros für eine Schallplattenaufnahme ihres Gottesdienstes erhielten.
Ein Kreuz inmitten eines Lichterkranzes
Die Schlichtheit der Lieder fand am Donnerstag Widerhall in der Ausgestaltung des liturgischen Raumes: ein Kreuz inmitten eines Lichterkranzes, über dem Altar in großen Lettern „Friede sei mit euch“. Die Beter aus allen Altersstufen fanden zueinander in den schlichten Liedern, die in Gelassenheit wieder und wieder angestimmt wurden: „Ubi caritas et amor, ubi caritas Deus ibi est – Wo die Liebe und die Güte, da ist Gott.“
Pfarrer Claus Munstein wählte zur Passionszeit passende Texte. Er las aus dem Lukas-Evangelium die Verse mit den schlafenden Jüngern bei Jesus in Gethsemane und aus der Matthäus-Fassung den Tod Jesu: „Eli, Eli, lema sabachtani? Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das Gebet schloss mit dem Wunsch, der die Seele der Taizé-Gemeinschaft bestimmt: „Dona la pace Signore a chi confida in te – Gib den Frieden, Herr, denen die dir vertrauen!“