Eine rote Nase hat er nicht. Es fehlt auch die Blume am Revers, aus der Wasser spritzt. Dennoch ist Hans-Peter Frohnmaier ein waschechter Clown. Seine Eltern hätten es zwar...
LORSCH. Eine rote Nase hat er nicht. Es fehlt auch die Blume am Revers, aus der Wasser spritzt. Dennoch ist Hans-Peter Frohnmaier ein waschechter Clown. Seine Eltern hätten es zwar lieber gesehen, wenn er etwas „Vernünftiges“ gelernt hätte, doch der gebürtige Stuttgarter entschied sich dazu, das Clown-Handwerk zu lernen. Außerdem ist er Musiker und Theatermacher. 1992 gründete er mit einem Kollegen das Kindertheater „Sapperlot“, ab 1995 war er Mitglied der Gruppe „Les Frites Foutues“ mit über 600 Gastspielen im In- und Ausland und dem Kleinkunstpreis von Baden-Württemberg 1998. Im November 2002 wurde Frohnmaier sesshaft: Er gründete das Kleinkunsttheater „Sapperlot“ in einer Lorscher Hofreite im Kreuzungsbereich dreier Straßen, die für das historische Ortsbild bedeutsam sind.
Künstler müssen ihr eigenes Profil entwickeln
Erbaut wurde das Wohnhaus im 18. Jahrhundert. Bis 1920 handelte es sich um einen Tabak- und Landwirtschaftsbetrieb, dann wurde der Komplex zu Bäckerei und Weinstube, die sich bis 1973 hielten. 1998 wurde die gesamte Anlage aufwendig renoviert und 2002 als Theater „Sapperlot“ eröffnet. Bis zu hundert Personen passen in die denkmalgeschützte Tabakscheune. Die Nebengebäude sind für die auftretenden Künstler vorgesehen und im Theaterhof erfolgt die Bewirtung. Etwa hundert Veranstaltungen finden hier jährlich statt. „Alles, was die Kleinkunst bietet. Wir arbeiten ausschließlich mit Künstlern, die ihr eigenes Profil entwickeln“, erklärt Frohnmaier. „Absurdes und clownesques Theater liegt uns sehr am Herzen.“
Die Besucher kommen längst nicht nur aus der unmittelbaren Umgebung, sondern aus dem Rhein-Main-Neckar-Gebiet wie Wiesbaden, Frankfurt, Karlsruhe oder Schwetzingen. Schwer fällt es dem Theatermacher, sich auf einige wenige Höhepunkte der Kleinkunstbühne zu begrenzen, die im kommenden Winter bereits ihr 15-jähriges Jubiläum feiern kann: Habbe & Meike, Figurentheater Cipolla, Georg Schramm, Geschwister Pfister, Leo Bassi, Malediva, Sven Ratzke, Romy Haag, Vincent Klink, Moritz Freiherr Knigge, Theatre du Pain, Ars Vitalis, Simon und Jan, Locomondo, Shantel, Amsterdam Klezmer Band, Wortfront (Sandra Kreisler und Roger Stein).
Welche Herausforderungen galt es seit Bestehen zu bewältigen? „Es geht um Freiheit und Akzeptanz von Kultur. Kleinkunstbühnen sind Orte der kollektiven Vielfalt. Hier spiegelt sich in der zwischenmenschlichen Interaktion Kultur und Politik wider. Das ist in der Provinz nicht immer einfach – man kämpft gegen Windmühlen“, fasst Frohnmaier zusammen. Der 2007 gegründete und fast 200 Mitglieder starke Förderverein hilft da ein gutes Stück mit; ebenso das Selbstverständnis als sozikulturelles Zentrum, das Projekte wie „Jugend und Demokratie“, „Armut in Deutschland“ oder „Kindertheater mit Straßenkindern aus Bolivien“ aufgreift und mit der Flüchtlingshilfe Lorsch zusammenarbeitet.