Die südhessische Spargelzeit ist eingeläutet. Obwohl der Saisonstart im Osten Lampertheim vielversprechend aussah, haben die Landwirte in diesem Jahr mit Problemen zu kämpfen.
Kreis Bergstraße. Es ist gerade mal 5 Grad warm, als Spargelkönigin Stella Svenja I. gemeinsam mit dem Landrat und Bürgermeistern am Spargelbalken im Osten Lampertheims steht. Sie alle wollen das königliche Gemüse stechen, um die Spargelsaison offiziell zu eröffnen. Doch wachsen die weißen Stangen bei der Kälte überhaupt? Tatsächlich blitzen einige Spargelköpfe aus der Erde, als die Landwirte die Folie vom Balken ziehen. Die Offiziellen können also zur Tat schreiten und Spargel stechen, was ihnen auch gelingt.
Gemüsebauer Karl Heinz Schmidt erklärt, warum der Spargel trotz der kühlen Witterung gedeiht: „Durch die Folie erwärmt sich die Erde, und die Wärme wird auch im Balken gehalten.” Der Schmidt’sche Spargel ist bereits in seinem Hofladen erhältlich. Die Preise für das Kilogramm liegen im Moment zwischen 11,90 Euro (Hofspargel) und 17,90 Euro für die höchste Qualitätsstufe.
Landrat macht auf Probleme der Landwirtschaft aufmerksam
Landrat Christian Engelhardt (CDU) zeigt sich sehr erfreut über den Beginn der Spargelsaison und darüber, dass man dieses Ereignis auch wieder ohne Kontaktbeschränkungen gemeinsam feiern könne. Die Region ist für Engelhardt der „Gemüsegarten Deutschlands”, und von hier stamme auch der beste Spargel.
Doch der Landrat macht auch die Probleme der Landwirtschaft deutlich: „Es ist eine schwere Zeit für den Anbau. Die Kosten für Energie und Personal sind gestiegen.” Das betreffe auch die Gastronomie, die überdies unter Fachkräftemangel leide, was reduzierte Öffnungszeiten zur Folge habe.
Landwirtschaftliche Produkte haben ihren Wert. Und diesen gilt es zu schätzen.
Und dann müssten die Landwirte ihre Produkte noch in einer Zeit vermarkten, in der die Verbraucher etwas mehr auf den Geldbeutel achteten. Engelhardt betont: „Landwirtschaftliche Produkte haben ihren Wert. Und diesen gilt es zu schätzen.” Auch die Politiker müssten darauf achten, dass sich Landwirtschaft hierzulande lohnt. „Denn es ist ökologischer, hier anzubauen als die Produkte aus anderen Ländern zu importieren.” Für den Landrat ist „regional” eines der wichtigsten Kriterien, um Lebensmittel zu beurteilen. Ohnehin genieße er in der Spargelzeit bewusster und koche gemeinsam mit der Familie das königliche Gemüse. Das sei für ihn Lebensqualität.
Ulli Kagermeier, Vorsitzender der Dehoga Kreis Bergstraße, gesteht: „Die Spargelzeit ist für uns eine wichtige Zeit. Trotz der höheren Preise.” Von daher gibt er seiner Hoffnung Ausdruck, dass es bei der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie von sieben Prozent bleibt. Sie ist bis Ende dieses Jahres verlängert worden.
Auch für die Winzer ist die Spargelzeit interessant. Denn zu den weißen Stangen wird gerne heimischer Weßwein getrunken, zum Beispiel Roter Riesling. Dr. Patrick Staub, Geschäftsführer der Bergsträßer Winzergenossenschaft, empfiehlt einen Weißen Burgunder, der eine dezente Fruchtigkeit und milde Säure besitze. Da bleibe der Spargel dennoch geschmacklich im Mittelpunkt.
Dr. Willi Billau, Vorsitzender des Regionalbauernverbandes Starkenburg, macht klar, wie schwierig die Zeiten für die Landwirte geworden sind: Nicht nur die Kosten für Energie und Dünger seien deutlich gestiegen. Durch die Erhöhung des Mindestlohns um 20 Prozent sei das Personal teurer geworden. „Die Erntehelfer freuen sich darüber. Aber wir können diese Kostensteigerungen nicht eins zu eins an den Verbraucher weitergeben”, verdeutlicht Billau. Geld verdienen könnten die Landwirte nur über die Direktvermarktung. Der Lebensmittel-Einzelhandel kaufe lieber Spargel in Peru ein, als den deutschen Bauern mehr Geld zu zahlen.
Spargelwanderung am 30. April in Bürstadt
Doch damit enden die Probleme der Landwirte laut Billau noch nicht: Auch die Erntehelfer seien schwieriger zu bekommen, denn die jüngere Generation der rumänischen Saisonkräfte geht studieren anstatt in Deutschland Spargel zu ernten. Und schließlich kritisiert der Lampertheimer Landwirt noch den großen Flächenverbrauch in Deutschland, der auch Ackerfläche vernichtet.
Der Bürgermeister der Spargelstadt Lampertheim, Gottfried Störmer (parteilos), freut sich über die nun bevorstehenden Veranstaltungen, die den Spargel im Namen tragen. Speziell für die Spargelwanderung am Sonntag, 30. April, wirbt Bürstadts Bürgermeisterin Barbara Schader (CDU). Und sie bricht eine Lanze für das heimische Königsgemüse: „Unser Spargel ist gesünder als der im Supermarkt.” Zugleich zeigt sie sich optimistisch, dass die Landwirtschaft in der Region eine Zukunft hat. Die Anbautradition und die Familienbetriebe müssten bestehen bleiben. Ähnlich sieht es Lampertheims Spargelkönigin Stella Svenja I.: Den Spargelanbau gebe es hier schon seit mehr als hundert Jahren - dieses Kulturgut gelte es zu pflegen.