Frostige Stimmung bei Langnese in Heppenheim

Das Langnese-Werk in Heppenheim.

Betriebsrat und Gewerkschaft fordern für die 620 Beschäftigten in Heppenheim eine Prämie zum Inflationsausgleich und kritisieren die Konzernleitung. Nun war Betriebsversammlung.

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Heppenheim. Unilever lässt nach Angaben des Betriebsrats seine Beschäftigten in Heppenheim im Regen stehen: Trotz Milliardengewinn verweigere der Konzern die Entlastung in der Krise, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft NGG. Unilever wolle den rund 620 Langnese-Beschäftigten in Heppenheim derzeit keine Inflationsausgleichsprämie zahlen. „Die Konzernleitung ignoriert völlig, was bei den Beschäftigten im Portemonnaie los ist“, sagt der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Hermann Soggeberg.

NGG-Regionalgeschäftsführer Guido Noll schließt sich der Forderung an: „Die Beschäftigten haben mit hohen Preisen zu kämpfen und fordern jetzt zu Recht Entlastung vom Weltkonzern.“ Seit Wochen dränge der Betriebsrat die Konzernleitung, die Beschäftigten zu entlasten. Andere Unternehmen zahlten ihren Beschäftigten außerhalb von Tarifverhandlungen die Inflationsausgleichsprämie. Der Unmut der Langnese-Beschäftigten wachse.

Forderung: Mindestens 1500 Euro Einmalzahlung

Für diesen Donnerstag, 9. Februar, ist eine Betriebsversammlung zeitgleich an allen deutschen Standorten angesetzt. Als Redner kündigt Soggeberg SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert an. Von ihm erhoffen sich die Betriebsräte Rückenwind. Auch die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi unterstütze die Forderungen.

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Konkret geht es Soggeberg in einem ersten Schritt um mindestens 1500 Euro als Einmalzahlung. Die Finanzierung einer Prämie für die Heppenheimer Beschäftigten falle Unilever als weltweit viertgrößtem Konsumgüterkonzern nicht schwer, zeigt sich die NGG überzeugt. „Wenn die Analysten recht behalten, geht Unilever mit einem Gewinn von 6,05 Milliarden Euro aus dem letzten Geschäftsjahr. Da ist reichlich Luft für eine Prämie“, sagt NGG-Regionsgeschäftsführer Guido Noll.

Tarifverhandlungen für Standort Heppenheim im ersten Halbjahr 2023

Eine Sprecherin von Unilever äußerte auf VRM-Anfrage Unverständnis für die Forderung. Sie verwies auf die Verantwortung der Tarifparteien. „Im Tarifbereich obliegt es den Tarifvertragsparteien, die Verhandlungen zu den Tarifverträgen zu führen“, heißt es in einer Stellungnahme von Unilever. „Wir gehen davon aus, dass bei den anstehenden Tarifverhandlungen die Inflationsausgleichsprämie Teil des Verhandlungsergebnisses sein wird.“ Ähnlich sei bei den Tarifabschlüssen mit der Gewerkschaft IG BCE verfahren worden. Tarifverhandlungen für den Standort Heppenheim stünden im ersten Halbjahr 2023 an.

„Für all unsere Mitarbeitenden orientieren wir uns in den regelmäßigen Gehaltsanpassungen am Markt. Die Inflation wird dort ebenfalls abgebildet“, schreibt Unilever. Eine „gesonderte Härtefallgruppe“ seien Studierende und Auszubildende. Sie erhielten an allen Standorten, für die es noch keinen neuen Tarifabschluss gebe, eine Einmalzahlung von 500 Euro.