Wohin mit der Leiche?

Überzeugen ihr Publikum (von links): Karl-Hans Reischert, Norbert Gebhardt, Simone Kipfstuhl und Markus Winkler. Foto: Thorsten Gutschalk
© Thorsten Gutschalk

Wer in seinem Hotelzimmer eine Leiche findet, ruft die Polizei. Ein untreuer Politiker aber macht das nicht, er lässt den Leichnam verschwinden, damit es keinen Skandal gibt....

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BÜRSTADT. Wer in seinem Hotelzimmer eine Leiche findet, ruft die Polizei. Ein untreuer Politiker aber macht das nicht, er lässt den Leichnam verschwinden, damit es keinen Skandal gibt. Das ist bester Stoff für eine Komödie. Die Sainäwwel verlegen diesen Stoff des englischen Komödienautors Ray Cooney in ihrem neuesten Stück glaubhaft nach Hessen.

Hotels sind beliebte Sets für Komödien, schon 2017 spielten die Sainäwwel „Hodel ginsdisch häzugewwe“. Beim diesjährigen Stück „Aache zu un dorsch!“ ist das Hotel in Wiesbaden. Daher ist es auch nicht falsch, wenn Matthias Brenner die Zuschauer vor dem Beginn in der „Landeshauptstadt Hessens“ begrüßt. Und theatertechnisch sei Bürstadt an diesem Abend ja sowieso hauptstädtisch. Nach jahrzehntelangem erfolgreichen Theaterspiel dürfen die Sainäwwel durchaus so selbstbewusst sein. Brenner hat auch eine perfekte Überleitung zum Stück: Er zeigt einen Sainäwwelskätt-Schwellkopp und fragt, wie man den aufsetzt. Ganz klar, „Aache zu un dorsch!“ eben.

Axel B. Auer (Norbert Gebhardt) ist hessischer Minister für Lampertheimer Entwicklung. Seine Aufgabe nimmt er sehr wörtlich und trifft sich mit der Spargelstädterin Babs Brenner (Simone Kipfstuhl) im Wiesbadener Hotel Biebrich zu einem Schäferstündchen. Pikant dabei: Es ist die Sekretärin der Opposition. Das muss nicht nur vor den Ehepartnern, sondern auch vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Da passt eine vermeintlich leblose Person, die sich im Fenster eingeklemmt hat, ganz und gar nicht. Um die unauffällig loszuwerden, ruft er seinen Sekretär Robert Ofenloch (Markus Winkler). Von da an beginnt eine turbulente Versteckkomödie: Die Leiche landet im Schrank, sitzt dann auf dem Sofa und muss zum Schein sogar mittanzen. Am Ende erwacht die vermeintliche Leiche zum Leben und stellt sich als Privatdetektiv heraus, der von Babs‘ Ehemann Boris Brenner (Thomas Hayer) angeheuert wurde. Dieser, in eifersüchtiger Rage, stürmt auch das Hotelzimmer. Für noch mehr Verwirrung sorgt dann noch die unvermittelt auftauchende Ehefrau des Politikers Pia S. Bauer (Gabi Schäfer-Bauer).

Den Sainäwweln ist es gelungen, mit Bürstädter Figuren für Lokalkolorit zu sorgen. Bezeichnend ist der Name des Ministers, der dem des Landtagsabgeordneten Alexander Bauer doch sehr ähnelt. Diesem dürfte bei seinem Besuch zumindest ab und zu das Lachen im Halse stecken geblieben sein, denn Norbert Gebhardt stellt den Typ eines abgebrühten, karriereorientierten Politikers dar. Einmal sagt er, wenn er so weitermache, dann werde er noch Parteivorsitzender. Und: „Die Wohret sage? Bischt du verrickt, isch bin Polidigger.“ Doch nicht nur Gebhardt überzeugt, auch alle anderen erfreuen die Zuschauer mit ihrem erfrischenden Spiel. Mitwirkende sind auch Doris Tannenberger als Hotelmanagerin, Karl-Hans Reischert als geldgieriger Hotelangestellter, Annkathrin Morweiser als Schwester Gerda sowie als Privatdetektiv Mario Schwedes beziehungsweise Karl-Heinz Dosch. Den stärksten Beifall erhält Markus Winkler, der seine Rolle als vertrotteltes Muttersöhnchen richtig lebte.

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Das Publikum ist von der spritzigen Komödie begeistert, lacht viel und spendet Szenenapplaus. Englischer Humor auf Bäschdädderisch, das geht. Regisseurin Roswitha Gebhardt hat ganze Arbeit geleistet. Es gibt noch wenige Karten für die nächsten Vorstellungen, erhältlich in der Bücherei St. Michael.