Fotografien von Helmut Deckenbach und Thomas Bergbold sind im...

Dort bin ich gewesen: Helmut Deckenbach (links) fährt mit den Fingern noch einmal seinen Marsch durch die Dolomiten nach. Gemeinsam mit Thomas Bergbold (vorne, rechts) präsentiert der Riedroder Fotograf derzeit eine Alpenausstellung im Foyer des Rathauses. Foto: Gutschalk  Foto: Gutschalk
© Foto: Gutschalk

Eine Kamera hat Thomas Bergbold eigentlich immer griffbereit. Selbst bei der eigenen Vernissage wird geknipst. Diesmal sind es aber nicht besondere Bergformationen, die in den...

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BÜRSTADT. Eine Kamera hat Thomas Bergbold eigentlich immer griffbereit. Selbst bei der eigenen Vernissage wird geknipst. Diesmal sind es aber nicht besondere Bergformationen, die in den Fokus gerückt werden, sondern Frau und Kind, die eigene Familie. Zur Eröffnung der Fotoausstellung „Dolomiten-Panorama und Alpen“ wurde vergangene Woche ins Rathaus geladen. Und Bergbold freut sich, dass er als „Fremder“ – als Lampertheimer – auch in Bürstadt willkommen geheißen wird.

Gemeinsam mit Helmut Deckenbach vom Bürstädter Fotoclub begab sich der Spargelstädter schon häufiger auf die Pirsch. Und bei den ausgedehnten Wanderungen durch die Alpenwelt muss nicht nur das Schuhwerk stimmen, sondern auch das Fotoequipment. Oftmals sind die beiden Mitglieder des Arbeitskreises Fotografie Hemsbach aber auch allein auf Schnappschussjagd. „Sie haben sich schon richtig eingeschossen“, findet auch Erster Stadtrat Walter Wiedermann. Herausgekommen ist nun eine Foto-Schau, die bis Ende April die Wände im Foyer ziert.

„Das sind tolle Perspektiven. Sie haben das Bergpanorama in hoher Qualität abgebildet. Dafür benötigt man den richtigen Blick, ein Gespür“, so Wiedemann. Aber auch das Warten auf die richtige Stimmung, auf „den“ Moment, will gelernt sein. Dunkelblau wirkt der Schnee bei einer Nachtaufnahem der Allgäuer Berge, Nebelschwaden ziehen über das Stubaital, stolz ragen die einzelnen Felsspitzen der italienischen Dolomiten hervor. „Solche Bilder hat man nicht einfach so im Kasten. Dafür muss man sich Gedanken machen. Und das merkt man auch“, betont der Erste Stadtrat.

Bis zu 3152 Meter wagte sich Helmut Deckenbach bei seinen Expeditionen hinauf. Und er hat die Kamera stets bei sich. „Sie ist immer am Körper“, betont der Riedroder „Papparazzi“. Außer, wenn der Weg zu steil wird. „Dann verschwindet sie im Rucksack.“

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Wie man sich so eine Bergtour inmitten der Alpen vorstellen kann? „Das ist ganz entspannt: Wie gehen morgens los, um zu fotografieren – und kommen abends wieder zurück“, witzelt Deckenbach. Vor allem die Sellagruppe mit dem Piz Boè als Spitze hat es Gipfelstürmer Deckenbach angetan. „Die Dolomiten sind markant. Im Gegensatz zu anderen Alpenregionen erkennt man hier die meisten Formationen auf den ersten Blick“, verrät er.

Gletscher in Zermatt werden in den Fokus gerückt

Während vom Riedroder Fotografen Panoramabilder aushängen, weiß Kollege Bergbold mit Nahaufnahmen zu beeindrucken. Gletscher im Stubaital und Zermatt werden in den Fokus gerückt. Oft musste der Lampertheimer dafür ganz nah rangehen. „Mir geht es darum, Größenordnungen aufzuheben und Strukturen oder Details herauszuarbeiten“, erläutert Bergbold. So werden die Fotos sozusagen ihrer Landschaft entrissen und zu ganz eigenständigen Bildern. Zu Ausschnitten, die für sich selbst sprechen. Mal erkennt man in Schichten aus Schnee, Eis und Felsenwelt ein zerfurchtes Gesicht – und erst beim genauen Hinsehen die blaue Stange einer Skipiste.

Doch nicht nur Landschaften werden abgebildet, sondern auch die Tierwelt der Alpen. „Bestimmt musste man weit hinaufkraxeln und geduldig sein. Oder ein gutes Teleobjektiv haben, um so ein Foto zu schießen“, vermutet Weidemann beim Anblick der friedlich dreinblickenden Murmeltiere in gestochen scharfer Auflösung.

Die andere Auflösung, die Story hinter dem Bild, ist ähnlich scharf. In Wahrheit genügten nämlich ein paar Schritte – und eine Karotte. „Am Großglockner gibt es ein Parkhaus, von dort aus sind es nur zehn Meter und man sieht schon eine Murmeltierpopulation. Sie sind zahm und man kann sie mit der Hand füttern“, sagt Deckenbach ganz trocken über den besonderen Schnappschuss. Man lerne: Ein Foto verrät nicht alles über die Geschichte „dahinter“. Doch gerade das macht wohl manchmal den Reiz eines geheimnisvollen Bildes aus.