Als Michael Binzen Mitte November seinen Hausarzt aufsucht, rüttelt ihn die Diagnose wach. Bluthochdruck, Übergewicht. „Gegen den Bluthochdruck kann ich ja sicher Tabletten...
BÜRSTADT. Als Michael Binzen Mitte November seinen Hausarzt aufsucht, rüttelt ihn die Diagnose wach. Bluthochdruck, Übergewicht. „Gegen den Bluthochdruck kann ich ja sicher Tabletten nehmen“, denkt sich der 56 Jahre alte Bürstädter und wird vom Mediziner eines Besseren belehrt. „Sie brauchen erstmal Bewegung, nicht gleich Medikamente“, lautet der Rat des Experten. Wie ein Wink mit dem Zaunpfahl liest Michael Binzen noch in der gleichen Woche den Artikel über den TV-Lauftreff in dieser Zeitung – und trainiert seitdem regelmäßig im Einzeltraining mit TV-Lauftreff-Initiator Jürgen Litters.
Dass er etwas tun muss, hat Michael Binzen dann schnell gemerkt. Beim ersten gemeinsamen Lauf mit den TV’lern war die Gruppe, die ihn herzlich aufgenommen hat, bereits nach 200 Metern außer Sichtweite. Michael Binzen dafür fix und fertig. Doch er hat sich nicht gleich unterkriegen lassen. Mit dem ausgebildeten Lauf-Betreuer Jürgen Litters lief es schnell auf ein Einzelcoaching für den Neu-Sportler hinaus.
Litters erklärte Grundlagen, das kleine Lauf-Abc und gab seinem Neu-Schützling nützliche Tipps. So solle er beispielsweise kleinere Schritte machen, nicht zu schnell loslaufen, die Armhaltung beachten und über die Füße abrollen. Auch auf die richtige Atemtechnik und den -rhythmus kommt es an, Dehnübungen sind extrem wichtig, wie Litters, der in diesem Jahr seine Ausbildung zum Lauftreff-Leiter anstrebt, informiert. Der TV-Lauftreff hat sich mit zehn bis 15 Läufern, die auch im Winter regelmäßig gemeinsam ihre Touren absolvieren, gut etabliert. Dennoch würde sich Jürgen Litters über noch mehr mutige Anfänger wie Michael Binzen freuen.
Von den jährlichen guten Vorsätzen nach mehr Bewegung, Gewichtsreduktion oder sich gesünder zu ernähren, bleibt meist schon nach den ersten Tagen des neuen Jahrs wenig übrig. Litters will die Bürstädter ermutigen, sich zu trauen und sich dem TV-Lauftreff anzuschließen. Der Lauf-Betreuer geht individuell auf jeden ein, und auch die Gruppe passt sich durchaus an.
Über sein Einzeltraining ist der 56 Jahre alte Binzen sehr dankbar, denn er hat Mitte November bei null angefangen und kann schon erste Erfolge verzeichnen. Schnell hat er jedoch auch gelernt, dass es mit einmal pro Woche Laufen nicht getan ist. So treffen sich Binzen und Litters nun zusätzlich mittwochabends auf eine gemeinsame Runde. Durch Jürgen Litters hat der Laufneuling vor allem auch gelernt, einen Realismus in seine Erwartungen an das Training hineinzubringen. Sich klare Ziele zu setzen und daran zu arbeiten.
„Die Leute denken oft – auch wenn sie bei unseren Lauftreff mitmachen möchten – sie müssten Vollgas geben“. Doch genau das sei der falsche Ansatz, wie Litters auch Binzen erklärt hat. Am Anfang legt man Gehpausen ein, welche dann im Laufe der Zeit nach und nach reduziert werden. Gleichzeitig werden dann auch die Strecken ausgeweitet. Sich echte und realistische Ziele zu setzen, ist enorm wichtig – und motiviert. Das kann auch Michael Binzen schon bestätigen.
Für den Silvesterlauf vor eineinhalb Wochen hatte er sich vorgenommen, die zweieinhalb lange Kilometerstrecke in einer bestimmten Zeit mit nur einer Gehpause zu absolvieren. Und er hat es geschafft. Sein nächstes Ziel hat sich der 56-Jährige, der sein Gewicht bereits um vier Kilogramm reduzieren konnte, schon gesteckt: Bis zur Uhren-Umstellung möchte er erreichen, mit den anderen Lauftreff-Teilnehmern mithalten zu können.
Und langfristig gesehen ist sein Ziel, Strecken zwischen zehn und 20 Kilometern laufen zu können. Oberste Priorität hat dabei aber, auf Dauer gesehen beim (Lauf)-Sport zu bleiben, um auch etwas für das Herz-Kreislauf-System zu tun und gesundheitliche Erfolge verbuchen zu können.
Von Anja Müller