Hanno Benz wird OB-Kandidat der SPD in Darmstadt

Gibt sich bei seiner Vorstellung selbstbewusst, nächster OB von Darmstadt zu werden: Hanno Benz (Mitte) neben dem Landtagsabgeordeten Bijan Kaffenberger.    Foto: Guido Schiek
© Guido Schiek

Der Sohn des früheren Oberbürgermeisters Peter Benz ist für die Wahl im März 2023 nominiert. Im Gespräch stellt er seine Schwerpunktthemen vor.

Anzeige

DARMSTADT. Wie der Vater, so der Sohn? Der Weg für Hanno Benz ist seit Dienstag geebnet, Kandidat für die OB-Wahl am 19. März 2023 zu werden. Im Herrngartencafé hat die Partei ihre Entscheidung publik gemacht, ein Unterbezirksparteitag muss über das Vorstandsvotum aber noch endgültig entscheiden. Der 50-Jährige ist Sohn des langjährigen Oberbürgermeisters Peter Benz, der die Geschicke der Stadt zwischen 1993 und 2005 leitete. Mit dem Arheilger wollen die Sozialdemokraten den Sieg erreichen, entsprechend selbstbewusst präsentiert sich Benz. Ist die Aussicht auf eine Dynastie realistisch?

Auch ohne die Vorgeschichte des Vaters, der obendrein Darmstadts erster direkt gewählter Oberbürgermeister war, zählt Hanno Benz den exponierten Persönlichkeiten der Darmstädter SPD. Zehn Jahre lang stand der Arheilger der Stadtparlamentsfraktion vor, zog aber aus dem schlechten Kommunalwahl-Ergebnis von 2016 (17,2 Prozent) Konsequenzen und legte sein Mandat nieder. Das war 2021 auch nicht besser (16,7 Prozent) und bei der OB-Wahl 2017 ebenso wenig (ebenfalls 16,7 Prozent für Michael Siebel) – dennoch fühlen sich die Genossen im Aufwind, entspreche Trends will Parteichef Tim Huß im Bundeswahlergebnis (23,5 Prozent Zweitstimmen im Stadtgebiet) erkannt haben.

Anzeige

Huß, Fraktionschefin Anne Marquardt und Landtagsabgeordneter Bijan Kaffenberger sind es, die den Personalvorschlag einbringen. Entsprechend ambitioniert klingen die Statements. „Wir sind uns sicher, dass Hanno Benz gewinnt“, ist ein so ein Satz. Oder: „Er strahlt Sicherheit aus in unsicheren Zeiten.“ Über die Agenda, für die der Arheilger stehen will, haben das Partei-Trio und sein Kandidat schon sehr konkrete Vorstellungen: „Schluss in der Symbolpolitik“, die Benz an der Verkehrswende und Bürgerbeteiligung festmacht. „Die Koalition macht Politik für Wenige“, lautet der Kernvorwurf.

"Eine Stadt ist die Summe ihrer Stadtteile"

Benz bringt das auf folgende Formel: „Eine Stadt ist die Summe ihrer Stadtteile“, was für den Sozialdemokraten auch heißt: Gerade die Stadtteile seien in der Vergangenheit unter Grün-Schwarz – nun mit dem Partner Volt – zu kurz gekommen. Eine „ehrliche Bürgerbeteiligung“ und die Stärkung des sozialen Profils sind für ihn dringliche Anliegen. Eine Konsequenz: „Wir wollen die Verwaltung dezentralisieren“, Bürgerbüros sollen in den Stadtteilen etabliert werden.

Ein weiteres Anliegen: interkommunale Zusammenarbeit stärken, „Kirchturmdenken“ (Kaffenberger) sei aus der Zeit gefallen. Zudem übt Benz Kritik an der Energiepolitik der Stadt. Kassel habe seinen Bürgern ein Energiegeld gezahlt (75 Euro); „Darmstadt macht da nichts“ und stehe blank da. Mit Sparappellen sei es alleine nicht getan, weshalb die SPD kürzlich einen Hilfsfonds aus „Übergewinnen“ der Entega ins Spiel brachte. Die Stadt dementierte, dass es solche Übergewinne gibt.

Anzeige

In Bezug auf die Mobilitätswende fordert der Sozialdemokrat eine „Entideologisierung“. Die Energiewende sieht als „Megathema“, was neben der aktuellen Krise wohl auch daran liegt, dass sich Benz als Leiter Public Affairs für einen Frankfurter Energieversorger mit der Materie auskennt.

In anderen Bereichen stellt der 50-Jährige grundsätzliche Fragen, die an aktuellen Entscheidungen der Stadt anknüpfen. Demnach sei der Masterplan 2030+ als Leuchtturm der Stadtentwicklung „unbedingt zu überarbeiten“. Die Frage, ob Darmstadt an seine Wachstumsgrenze stößt, müsse gestellt werden. Erst vergangene Woche hatte die Verwaltungssitze die Gewerbeflächensuche für Arheilgen und Wixhausen-Ost spektakulär eingestellt.

Sozialdemokraten gehen von "Zweikampf" an Wahlurne aus

Eher beiläufig geht die SPD bislang auf die Mitbewerber von Grünen (Michael Kolmer) und CDU (Paul Georg Wandrey) ein. Beide sind derzeit Dezernenten, was die Professionalität in der späteren Zusammenarbeit – mit der Benz fest rechnet – nicht beeinflussen werde. In einem Hintergrundgespräch wird dann aber deutlich, dass die Sozialdemokraten von einem „Zweikampf“ an der Wahlurne ausgehen. Damit meinen sie Benz und Kolmer, mit Wandrey, der als 32-Jähriger der jüngste unter den bisherigen Bewerbern ist, rechnen sie nicht wirklich.

Eine Parallele mit dem Christdemokraten gibt es dann aber doch: Beide betonen ihre Verwurzelung mit der Stadt und spielen offensiv die lokalpatriotische Karte aus. „Er ist ein echtes Kind unserer Stadt“, betont Huß. Zudem ist Benz als Präsident der SG Arheilgen bestens in der Vereinswelt bekannt.

Am 28. September wird dann der Unterbezirksparteitag entscheiden.

Von André Heuwinkel