Die Stadt Darmstadt will das Anwohnerparken weiter ausweiten. Nach Bessungen-Ost soll der Bereich zwischen Kasino-, Frankfurter und Bismarckstraße an die Reihe kommen.
Darmstadt. Die neueste Zone fürs Anwohnerparken in Bessungen-Ost ist noch nicht eingerichtet – sie kommt am 1. Dezember –, da wird schon die nächste Parkraumbewirtschaftung angekündigt. Sie betrifft das Johannesviertel und soll im zweiten Quartal des kommenden Jahres umgesetzt werden. Das zumindest hat der Magistrat am Mittwoch beschlossen.
Die Parkzone umfasst das gesamte, von Heinrich Blumenthal im 19. Jahrhundert geplante dreieckige Quartier zwischen Kasinostraße, Frankfurter Straße und Bismarckstraße mit seiner Längsachse Leuschner-/Liebigstraße, teilt die Stadt mit. 2017 zählte die Erhebung eines Ingenieurbüros mehr als 2420 Abstellplätze im Johannesviertel, davon geschätzte 1420 auf Privatgrundstücken und Kundenparkplätzen. 1000 Parkplätze umfasste der öffentliche Raum.
Die privaten Parkplätze konnten, weil Garagen und Hinterhöfe nicht zugänglich waren, nicht direkt erhoben werden, heißt es in der Mitteilung. „Über eine Plausibilitätsbetrachtung kann aber eine Einschätzung zur Auslastung des privaten Stellplatzangebots getroffen werden.“ Bei den öffentlichen Stellplätzen sei zunächst nicht berücksichtigt worden, ob die Fahrzeuge auf legalen Parkplätzen oder auf dem Gehweg standen.
Ausnahmegenehmigung für Anwohner kostet 120 Euro
Den Parkdruck stufte die Erhebung rund um die Uhr als hoch ein. Tagsüber entfielen knapp 40 Prozent der Parkraumnachfrage auf Fremdparker, im innenstadtnahen Gebiet sogar gut 50 Prozent, heißt es weiter. „Diese Personengruppe hat somit einen großen Anteil am ruhenden Verkehr im Johannesviertel.“ Schulinsel, Gerichte, Ärztehäuser tragen dazu bei.
Geparkt werde „flächendeckend ordnungswidrig“ auf Gehwegen und an Straßenecken, sodass Fußgänger mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer die Fläche gar nicht mehr nutzen könnten. Insbesondere für Kinder gefährlich seien die zugeparkten Einmündungen.
Derzeit werden laut Stadt im Johannesviertel etwa 60 Parkplätze mit Parkscheinautomaten bewirtschaftet. Weitere 25 Parkscheinautomaten sollen hinzukommen. Das Quartier wird in die Zone II eingestuft, das bedeutet 75 Cent Gebühr für 30 Minuten, und zwar montags bis samstags zwischen 8 und 22 Uhr bei einer Höchstparkdauer von zwei Stunden.
Für die Anwohner gibt es eine Ausnahmegenehmigung, die 120 Euro pro Jahr kostet. Sie können überdies Gästekarten mit neun Tageskarten und einer Wochenkarte erwerben, auf denen das Datum und das jeweilige Kfz-Kennzeichen der Besucher eingetragen werden müssen. Diese Bögen sind laut Stadt für alle Anwohner erhältlich, auch für die, die kein eigenes Auto besitzen, und kosten derzeit 20 Euro.
„Das Quartier ist schon lange ein Vorreiter für die Mobilitätswende“, stellt Mobilitätsdezernent Michael Kolmer (Grüne) fest. „Die Verkehrsberuhigung rund um die Viktoriastraße griff Elemente der heute populären Superblock-Projekte auf, als der Begriff noch gar nicht erfunden war.“ Die Viktoriastraße ist nicht durchgängig für den Kraftverkehr befahrbar, sondern wird von ihren Querstraßen aus abschnittsweise erschlossen.
Johannesviertel das neunte Quartier für Parkraumbewirtschaftung
Kolmer kündigt an, zu Jahresbeginn alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie alle Gewerbetreibende über die geplanten Regelungen zu informieren. „Außerdem werden alle Betroffenen gebeten, Anregungen zur derzeitigen Parksituation und den eigenen Zukunftsvorstellungen dem Mobilitätsamt zu melden.“ Die Anregungen würden gesammelt, ausgewertet und in die künftige Quartiersgestaltung miteinbezogen.
Am jetzigen Stellplatzangebot, an der Verkehrsregelung und an der Aufteilung der Straßenräume ändere sich zunächst nichts. „Dies wird zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, nachdem mittels der Parkraumbewirtschaftung der Parkdruck verringert beziehungsweise umverteilt werden konnte“, sagt Kolmer. Die Parkraumuntersuchung werde in den kommenden Tagen im städtischen Parlamentsinformationssystem veröffentlicht.
Das Johannesviertel wird nach drei Bereichen in der Innenstadt, dem Kapellplatzviertel, Woogsviertel, Mathildenhöhe sowie Bessungen Nord und Ost das neunte Quartier in der Kernstadt mit Parkraumbewirtschaftung. 2023 noch dazukommen sollen Martinsviertel West und Ost. 2024 und 2025 sollen das restliche Bessungen, Paulusviertel und Lichtwiese folgen.
Die Parkgebühren staffeln sich in bislang drei Kategorien: 1,50 Euro pro angefangener Stunde in den innenstadtnahen Stadtteilen (Zone II), 2 Euro in Zone I am Bahnhof und im Citykern und 5 Euro in Zone IV auf der Mathildenhöhe.