Dekanatssynode in Wald-Michelbach: Kirche sucht Wege, um Familien stärker in die Gemeinde einzubinden
Von Astrid Wagner
Bei der evangelischen Dekanatssynode in Wald-Michelbach referiert Paula Lichtenberger. Foto: Sascha Lotz
( Foto: Sascha Lotz)
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WALD-MICHELBACH - „Kirchengemeinden – (keine) Orte für Familien?“ Referentin Paula Lichtenberger vom Zentrum Bildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau nahm am Wochenende bei der Dekanatssynode in Wald-Michelbach unter die Lupe, was die evangelische Kirche tun muss, um attraktiv für Familien zu werden oder zu bleiben.
Die Dekanatssynode, die von Präses Dr. Michael Wörner geleitet wurde, ist das regionale „Kirchenparlament“ für die rund 70 000 evangelischen Christen in den 34 Kirchengemeinden der Region Bergstraße.
Wie und vor welchem Hintergrund leben Familien heute? Gibt es überhaupt noch „die Familie“ als Sammelbegriff? Familie habe heutzutage viele Gesichter – abhängig von Wohnort, Lebenssituation, Bildung und Finanzen. Man müsse differenzieren, ganz genau hinschauen, was die Lebenssituation der Familien präge. So viel hätten Familien heutzutage zu handeln, insbesondere Familien mit kleinen Kindern seien sehr belastet. Menschen im Alter von 50 Jahren hätten es familiär oft mit einer Doppelbelastung zu tun: Sie arbeiten, um die sich in Ausbildung befindenden Kinder finanziell zu unterstützen und haben zusätzlich noch ältere Angehörige zu betreuen.
„Familie ist eine Gemeinschaft mit starken Bindungen, in der mehrere Generationen füreinander sorgen“, so lautet die Definition von Familie im 7. Familienbericht der Bundesregierung. Nach evangelischem Verständnis sei die Familie der Ort der gelebten Fürsorge und der gegenseitigen Verantwortlichkeit zwischen den Generationen, wo Freiheit und Bindung gleichzeitig erfahren und gelebt werden. Leitlinie einer evangelisch ausgerichteten Förderung von Familien, Ehen und Lebenspartnerschaften müsse die konsequente Stärkung fürsorglicher Beziehungen sein.
Gemeinsame Zeit sei in den Familien immer wichtiger geworden. Was also kann Kirche da tun? Es müsse gelingen, Themen der Familie aufzugreifen und mit Familien ins Gespräch zu kommen. Wo kann man helfen? Wie kann man Familien im Schoß der Gemeinde auffangen? Was Familien leisten, würde zu wenig wertgeschätzt, betonte Paula Lichtenberger, um diese sofort zu fragen: Welche Angebote kann Kirche machen, die attraktiv sind für die gesamte Familie?
„Wir müssen uns bewegen“, so Lichtenbergers Erkenntnis und Appell an die Kirchengemeinden. Diese könnten Orte sein, an denen Familien im Blick sind, nach ihren Bedürfnissen gefragt und in die Gestaltung des Gemeindelebens einbezogen werden.
Gemeinsame Zeit ist kostbar
Pfarrer Frank Sticksel von der Heppenheimer Heilig-Geist-Gemeinde war einer der Teilnehmer der Dekanatssynode. Er erhoffte sich neue Impulse von der Veranstaltung.
Einfach zu sagen, man wolle eine Jugendgruppe aufmachen und abwarten, ob jemand daran Interesse hat, so funktioniere das heutzutage nicht mehr, betont Sticksel: „Wir müssen eine Wahrnehmung bekommen für die Probleme, die Familien in der Gesellschaft haben.“ Angebote für die ganze Familie, etwa an Samstagen, würden gerne angenommen, da gemeinsame Zeit etwas immer Kostbareres werde.