Digital lesen ist für viele einfacher und bequemer. Um dennoch mithalten zu können und Leser zu gewinnen und zu binden, bieten auch Odenwälder Büchereien mittlerweile E-Books. Die wieder leicht steigenden Ausleihzahlen geben ihnen recht.
Von Julia Wetzel
Redakteurin Bergsträßer Echo
Die Bücherscheune in Fürth bietet auch digitale Bücher an, inklusive eines Readers.
(Foto: Sascha Lotz)
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WESCHNITZTAL/LINDENFELS - Auf einem Bildschirm lesen – egal ob Tablet, Smartphone oder E-Book-Reader – ist schnell und einfach. Und auf ein Tablet passen auch mehrere Bücher gleichzeitig. Rückt damit das Ende des Buchs in der gedruckten Form näher? Und gibt es noch genügend Menschen, die sich Bücher einfach in der Bücherei ausleihen? Die Büchereien in Fürth, Mörlenbach, Lindenfels, Rimbach und Birkenau versichern: Ja, es gibt sie noch.
„Das E-Book sehen wir nicht als Konkurrenz“, sagt Richard Lannert von der Bücherscheune Fürth, „E-Book-Leser sind die neuen Leser.“ In Fürth wurde der Trend erkannt: „Die Zahl der E-Book-Leser steigt langsam“, betont Lannert. Daher werden in der Bücherscheune mittlerweile auch digitale Bücher angeboten – inklusive eines Readers, um ihn vor Ort zu testen. Der Mix aus beidem scheint zumindest dort zu funktionieren, die Zahl der Ausleihen ist im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr wieder gestiegen. Einen großen Anteil der Ausleihen machen Kinderbücher aus. Damit das auch so bleibt, arbeitet die Bücherscheune viel mit Kindergärten und Grundschulen zusammen und bietet „BibFit“, eine Leseförderungsaktion, an. „Das funktioniert gut, einige Kinder kommen dann mit ihrem Büchereiausweis wieder“, sagt Lannert.
Außerdem versucht die Fürther Bücherscheune, so aktuell wie möglich zu sein. Die aussortierten Bücher werden bei einem Flohmarkt verkauft. Von dem eingenommenen Geld werden wieder neue Exemplare besorgt. Finanziell unterstützt wird die Einrichtung auch von der Gemeinde Fürth und dem Bistum Mainz.
Ein Schwanken der Ausleihzahlen bemerkt auch die Gemeindebücherei in Birkenau. „Es ist schon zurückgegangen“, sagt Jutta Schäfer. Vor allem Erwachsene hätten zwischenzeitlich weniger Bücher ausgeliehen. Doch mittlerweile sei die Zahl wieder gestiegen. „Wahrscheinlich auch durch die Kinder“, vermutet Schäfer. Denn auch die Birkenauer Einrichtung hat eine Verbindung zu den Kindergärten. Die kommen regelmäßig vorbei, leihen sich Bücher aus und ziehen ihre Familien mit. „Bis ins Schulkindalter wird mehr ausgeliehen“, so Schäfer. Sachbücher seien allerdings kaum noch gefragt. „Man findet ja fast alles im Internet“. Doch auch der Kontakt zur hiesigen Buchhandlung ist eng. Diese steht der Bücherei oft beratend zur Seite, was Neuanschaffungen betrifft, um immer so aktuell wie möglich zu sein.
Auch die Bücherei in Rimbach versucht so aktuell wie möglich zu sein. Hier steht außerdem eine Wunschbox, wo Bücherwünsche abgegeben werden können. Und auch hier gibt es eine enge Bindung zu den jüngsten Lesern. Die Bücherei stellt sich in der Grundschule den Zweitklässlern vor. Das scheint zu wirken. Viele junge Leser zeugen davon, auch weil das Angebot an Kinderbüchern groß ist. Und wer sich lieber Musik anhört wird auch fündig: Figuren für sogenannte Toni-Boxen, CDs und DVDs sind auch im Angebot.
„Wir sind zufrieden“, sagt Karola Klier von der Öffentlichen Bücherei St. Bartholomäus. Die Bücherei ist mittlerweile sozusagen drei in eins: eine öffentliche, eine katholisch-öffentliche und eine Schulbücherei. Daher gibt es auch zwei Träger, zum einen die Gemeinde und zum anderen die Pfarrgemeinde, aus der auch die elf ehrenamtlichen Helferinnen kommen. Auch wenn die Ausleihzahlen in den vergangenen zwei Jahren um 1000 Ausleihen zurückgegangen sind, ist Karola Klier zufrieden. Denn dafür steigt die Zahl der E-Leser, wie sie sagt. Vor zwei Jahren hat die Bücherei in Mörlenbach damit begonnen, auch E-Books anzubieten. Seitdem steigt die Zahl kontinuierlich: von 2017 auf 2018 um 200 Ausleihen. Die Zahl der aktiven Leser, die sich 2018 Bücher ausgeliehen haben, ist dagegen leicht gesunken. „Der Vorteil ist, dass wir in der Schule untergebracht sind, da kommen die Schulklassen vorbei.“ Auch in Mörlenbach werden die jungen Leser ans Buch gebracht, mit dem „BibFit“-Projekt. Im Gegensatz zu diesen vier Büchereien ist die Einrichtung in Lindenfels nicht stark frequentiert. „Die Ausleihzahlen sind stark rückläufig“, sagt Klaus Johe vom Kur- und Touristikservice Lindenfels. Er betont aber: Eine Bücherei ist ein Angebot, das eine Kurstadt haben sollte. Dennoch sei kein Budget da, um neue Bücher zu kaufen – dafür gebe es allerdings auch kaum noch Ausleihen. Das sei einfach nicht mehr im Trend. Etwa 4000 Bücher beherbergt die Lindenfelser Bücherei noch. Neue Bücher werden hin und wieder noch beschaff, darüber hinaus füllen gespendete Bücher die Regale.