Reporter und Fastnachter: Hans-Jürgen Brunnengräber ist tot
Der 59 Jahre alte Reporter, Fastnachter und engagierte Lorscher Bürger ist überraschend gestorben. Von Kommunikation auf lokaler Ebene verstand er viel.
Von ai/cris
Hans-Jürgen Brunnengräber war mehr als 30 Jahre Freier Mitarbeiter dieser Zeitung.
(Archivfoto: Ernst Lotz)
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LORSCH - Hans-Jürgen Brunnengräber, seit mehr als 30 Jahren Freier Mitarbeiter dieser Zeitung, ist am Mittwoch im Alter von 59 Jahren überraschend gestorben. Er hinterlässt seine Ehefrau Anke Engelhardt und seine beiden Geschwister.
Brunnengräber hat nach dem Abitur am Alten Kurfürstlichen Gymnasium in Bensheim und dem Dienst bei der Bundeswehr Rechts- und Betriebswirtschaft an der Universität in Mannheim studiert. Berufsbegleitend absolvierte er ein Fernstudium des Journalismus. Er war Mitglied im Deutschen Journalistenverband (DJV).
Seit 1980 bei der CDU
Als Freier Journalist war er auch Mitarbeiter für den Branchendienst „Sport intern“, der 1968 von dem Lorscher Sportjournalisten Karl-Heinz Huba (1930 bis 2020) gegründet wurde.
Als Fastnachter war Brunnengräber von 1980 an Mitglied im Vorstand der Lorscher Bürger-Funken, von 1994 jahrelang deren Vorsitzender. 1999 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Olympischen Clubs Starkenburg. Zu seinen Hobbys gehörten das Radfahren, das Lesen und das Reisen.
Hans-Jürgen Brunnengräber war seit 1980 Mitglied der CDU. In Lorsch war er zeitweise Vorsitzender der Jungen Union, bewahrte sich aber als Journalist die politische Unabhängigkeit. Das zeigte sich 2011, als er sich nach dem Ende der Amtszeit von Bürgermeister Klaus Jäger als unabhängiger Kandidat um dessen Nachfolge bewarb. Er unterlag zwar seinem Parteifreund Christian Schönung. Das änderte nichts daran, dass sich beide menschlich gut verstanden. Schönung zeigte sich am Donnerstag bestürzt. „Er stand für Qualitätsjournalismus“, so fasste der Bürgermeister seine Wertschätzung für den Journalisten zusammen.
Im Bürgermeister-Wahlkampf hatte er vor allem mit seinen kommunikativen Fähigkeiten für sich geworben: Bürger und Verantwortungsträger, so seine Auffassung, sollten sich auf Augenhöhe begegnen, miteinander und nicht aneinander vorbei reden.
Das Interesse für die Stadt und deren Bürger teilte Brunnengräber mit seinem Vater. Ludwig Brunnengräber (1931 bis 2013) , Träger des Bundesverdienstkreuzes, war von 1975 bis 1993 Bürgermeister von Lorsch und Ehrenmitglied des Bergsträßer Kreistags.
Kenner seiner Heimat
Hans-Jürgen-Brunnengräber galt als einer der besten Kenner seiner Heimatstadt Lorsch und der Nachbargemeinde Einhausen. Ob es um die Stadtentwicklung ging, um die Kommunalpolitik, den Wasserbeschaffungsverband Riedgruppe, das Unesco-Weltkulturerbe Kloster Lorsch oder das Vereinsleben: „grä“ – so das Kürzel, unter dem er für die ECHO-Zeitungen schrieb – konnte auch komplizierte Sachverhalte und Zusammenhänge journalistisch so aufarbeiten, dass die Leser gut informiert waren. Weder von Behördensprech noch von komplexen technischen Zusammenhängen ließ er sich dabei abschrecken.
Zu den letzten Beiträgen, die er im Auftrag der ECHO-Redaktion schrieb, gehörte Ende Dezember der Bericht über 30 Jahre Weltkulturerbe sowie über den aktuellen Stand der Planungen für die Schnellbahnstrecke der Deutschen Bahn, die über Einhäuser und Lorscher Gemarkung führen soll. In diesem Zusammenhang stelle er immer wieder die Haltung der Bürgerinitiative „Mensch vor Verkehr“ dar, ohne als Journalist die kritische Distanz zu diesem Thema aufzugeben.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 20.01.2022 um 15:27 Uhr publiziert.