Rund 30 000 Euro schlummern in Lampertheimer Schubladen
Im Dezember hat der Verkauf des Spargeltalers stark angezogen. Dennoch denkt das Lampertheimer Stadtmarketing wegen eines großen Mankos über eine Veränderung des Konzepts nach.
Von Philipp Semon
Redakteur Bergsträßer Echo
Der Spargeltaler hat ein unverhofftes Comeback gefeiert. Ein Manko wird er allerdings nicht los: Viel Geld schlummert in Schubladen, statt den Weg ins Geschäft zu finden.
(Foto: Thorsten Gutschalk)
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LAMPERTHEIM - Auf ihrer Homepage wirbt die Stadt mit dem Slogan: „Mit dem Lampertheimer Spargeltaler macht Schenken mehr Freude!“ Vom „sympathischen Geldgeschenk“ ist die Rede. Zweifelsohne fristete der Spargeltaler in den letzten Monaten allerdings eher ein stiefmütterliches Dasein. Doch vor allem der zweite Lockdown kurz vor dem Weihnachtsgeschäft scheint dem Spargeltaler mächtig Schub verschafft zu haben. Trotz des neuerlichen Hochs könnte das Konzept vom Stadtmarketing aber bald überarbeitet werden.
Der Dezember hat dem Spargeltaler zu einem unerwarteten Comeback verholfen. Nach durchwachsenen Verkaufszahlen im Oktober und November, als hohe einstellige, beziehungsweise niedrige zweistellige Verkaufserlöse erzielt wurden, schoss der Verkauf des Spargeltalers im Dezember regelrecht durch die Decke. Dirk Dewald, Leiter des Stadtmarketings, teilt mit, dass im letzten Monat des Jahres mehr als 300 Spargeltaler verkauft worden seien.
Dabei handelt es sich keineswegs um Zufallskäufe, die getätigt werden, wenn man beispielsweise durch einen Flyer auf die Aktion aufmerksam gemacht wird. Denn ausgegeben werden die Spargeltaler im Rathaus-Service. Und das hat derzeit wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Termine gibt es nur nach Vereinbarung. „Teilweise haben die Leute also explizit Termine vereinbart, um Spargeltaler zu besorgen“, so Dewald.
Bei mehr als 60 Lampertheimer Geschäften, Restaurants und Dienstleistungsunternehmen können die Spargeltaler eingetauscht werden. Dewald spricht von einem überwiegend positiven Echo bei den Teilnehmern. Allerdings sei der Rücktausch mit einem gewissen logistischen Aufwand für die Händler verbunden. Die hohe Nachfrage im Dezember kommt für Dewald indes nicht von ungefähr. Er sieht im Kauf des Spargeltalers ein Bekenntnis zum Lampertheimer Einzelhandel: „Der Einzelhandel in Lampertheim hat einen treuen Kundenstamm“, sagt Dewald.
Allerdings hat der Spargeltaler nach wie vor ein großes Manko: Er wird zwar gekauft und erfreut sich offenbar einer gewissen Beliebtheit. Der Rückfluss in die Geschäfte ist aber viel zu gering. Dewald spricht davon, dass aktuell rund 6000 Spargeltaler im Umlauf seien – macht einen monetären Gesamtwert von etwa 30 000 Euro in Lampertheimer Schubladen. Neu ist das Problem nicht. „Mit Corona hat das nichts zu tun. Schon vorher ist wenig von den Spargeltalern in die Geschäfte gekommen“, so Dewald.
Vielleicht sehen manche weniger das Geld im Spargeltaler, sondern schätzen ihn als Erinnerungsstück oder Sammlerobjekt. „Das ist natürlich auch schön, geht aber am Ziel vorbei“, meint Dewald. Deshalb wird über einer Umstrukturierung des Systems nachgedacht. Der Spargeltaler könnte an attraktivem Aussehen einbüßen, dafür aber eher seinen Zweck erfüllen und als Zahlungsmittel eingesetzt werden.
Denkbar wäre es, beispielsweise eine Frist zum Einlösen des Spargeltalers zu setzen. Eventuell verbunden mit einem monetären Anreiz zum Tausch. So könnte ein Spargeltaler bis zu einem gewissen Tag einen höheren Gegenwert als 5 Euro haben. Ob es tatsächlich so kommen wird, hat auch die Politik zu entscheiden, die nötige Gelder freigeben müsste. Ohnehin müsse man jetzt erst einmal gemeinsam durch die Krise kommen. „Die emotionale und psychologische Belastung ist für die Händler derzeit enorm hoch“, so Dewald.