Montag,
25.09.2017 - 00:00
2 min
AfD-Erfolg sorgt für Unbehagen
Von Vanessa Joneleit und André Heuwinkel

Die Wahlhelfer haben am Sonntag in Lampertheim (Foto) und Bürstadt viel zu tun, denn die Wahlbeteiligung ist hoch. Foto: Thorsten Gutschalk ( Foto: Thorsten Gutschalk)
LAMPERTHEIM/BÜRSTADT - Feierstimmung? Will am Sonntagabend im Lampertheimer Stadthaus nicht wirklich aufkommen. Vielmehr ist es Ernüchterung, mit der die Vertreter der Parteien die Ergebnisse der Bundestagswahl zur Kenntnis nehmen. Wie bei Bürgermeister und Wahlleiter Gottfried Störmer, der wie viele vor allem das Abschneiden der AfD mit Sorge sieht. „Das Ergebnis war fast zu erwarten. Dass die AfD nun aber auch in Lampertheim über 14 Prozent kommt, ist schon erschreckend“, betont er. Zwar war die Wahlbeteiligung mit 76,2 Prozent höher als noch 2013 (72,9 Prozent), „trotzdem ist es schade, dass nicht mehr Bürger zur Wahl gegangen sind“, so das Stadtoberhaupt. Ernüchterung auch bei der SPD. Fraktionsvorsitzender Marius Schmidt zeigt sich sichtlich verärgert, spricht davon, dass die SPD auf Bundesebene „zerrieben worden“ sei. „Das Wählervotum müssen wir aber akzeptieren. Und uns umso stärker darum bemühen, abgewanderte Wähler zurückzugewinnen“, erklärt er.
Sieht Parteivorsitzender Jens Klingler genauso. „Vor allem müssen wir deutlich machen, dass die AfD für die Kommunalwahl in Lampertheim keine Alternative ist“, sagt er. Als „erschreckend“ bezeichnet auch CDU-Parteivorsitzender Edwin Stöwesand das Abschneiden der AfD, auch die CDU sei auf Bundesebene „ziemlich abgeschmiert“. Mit den CDU-Ergebnissen auf kommunaler Ebene zeigt er sich zufrieden. Der Bürstädter Landtagsabgeordnete Alexander Bauer (CDU) trägt das Wahlergebnis mit Fassung, ohne sich dabei einen Seitenhieb zu verkneifen, wenn er auf die AfD angesprochen wird. „Das sind Wölfe im Schafspelz“, sagt er, während bei den Öffentlich-Rechtlichen gerade die zweite Hochrechnung gezeigt wird. In Bürstadt hat sich nach Auszählung der 13 Wahlbezirke der Bundestrend in vielerlei Hinsicht bestätigt oder gar verschärft – das gilt besonders für die Erststimmen der Union: Hier sackt Direktkandidat Dr. Michael Meister von 51,3 Prozent (2013) auf 39 Prozent ab, wie das Vorläufige Endergebnis verrät. Während sich Grüne und Linke marginal verbessern und sich SPD-Kandidatin Christine Lambrecht von 30,3 auf 26,8 Prozent verschlechtert, sind insbesondere zwei Parteien die klaren Gewinner: 15,6 Prozent der Wähler machen beim AfD-Direktkandidaten Rolf Kahnt ihr Kreuz, bei den Zweitstimmen sind es 15,4 Prozent. Damit liegt die Partei sogar über dem Bundestrend. Am stärksten war die AfD im Stadtteil Bobstadt und im Kindergarten Spatzennest. Bei den Liberalen wiederum sind die Zweitstimmen mit dem Bundesergebnis nahezu identisch (10,6 Prozent).
Bürstadts SPD-Vorsitzender Boris Wenz findet die Ankündigung seiner Partei, in die Opposition zu gehen, richtig. „Aus der komfortablen Stimmenmehrheit hat die GroKo zu wenig gemacht“, resümiert er. Wesentlich besser ist da die Stimmung bei Burkhard Vetter (FDP): „Das Ergebnis ist sensationell“, wobei der Fraktionschef seiner Partei sogleich den Blick nach vorne richtet: „Die Arbeit wird hart“, womit er auch den Weg in Richtung Jamaika-Koalition meint. Die Wahlbeteiligung ist in Bürstadt mit 79,2 Prozent klar gestiegen.