Heppenheim: „Strooßewärdschaft“ öffnet wieder ihre Tore
Heppenheimer Altstadtfreunde laden nach zweijähriger Corona-Pause am Pfingstwochenende in den Marstall und auf den Kurfürstenplatz ein.
Von Christopher Frank
Redakteur Bergsträßer Echo
Die Strooßewärdschaft der Altstadtfreunde lädt am Pfingstwochenende wieder zum Verweilen im historischen Zentrum der Kreisstadt ein.
(Foto: Klaus P. Neher)
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HEPPENHEIM - Die Altstadt ist Heppenheims höchstes Gut – insbesondere in touristischer Hinsicht. Doch das war längst nicht immer so. „Als die Heppenheimer Altstadtfreunde am 22. April 1977 zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammenkamen, befand sich das historische Zentrum der Kreisstadt in einem alarmierenden Zustand“, konstatierte die Journalistin und Heimatforscherin Ulla Hess in ihrem Beitrag zur Chronik anlässlich des 1250-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 2005.
„Historisch bedeutsame Gebäude, ja ganze Altstadtviertel“, bedurften laut Hess seinerzeit einer grundlegenden Sanierung. Auf derartige Missstände hinzuweisen, aber auch selbst Hand anzulegen, um die Altstadt in ihrer Schönheit zu bewahren, sind seitdem der wesentliche Zweck des Vereins.
Und so trieb der Verein die Pflege der traditionsreichen Fachwerkbauten rund um den Marktplatz ebenso voran wie die einheitliche Beschilderung der Sehenswürdigkeiten. In der jüngeren Vergangenheit kam die Sanierung der Altstadt-Madonnen voran, auch die jüngste Sonderausstellung „Heppenheim – ein Reiseziel an der Bergstraße“ im Stadtmuseum geht maßgeblich auf das Engagement der Altstadtfreunde zurück. Stets geprägt vom Leitspruch: „Beschützen und bewahren.“
All das muss freilich auch finanziert werden. Eine verlässliche Quelle ist hierbei seit Jahrzehnten die traditionsreiche „Strooßewärdschaft“ an den Pfingstfeiertagen – einst vor dem Anwesen der Familie Pflüger in der Bogengasse, seit geraumer Zeit lädt der Verein zu Speis’ und Trank in den Marstall und auf den Kurfürstenplatz.
Nach zwei Jahren der Pandemie mitsamt zahlreichen Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens sind die Altstadtfreunde nun entsprechend froh, dass die beliebte Strooßewärdschaft am Pfingstwochenende endlich wieder stattfinden kann. Der Marstall ist demnach am Freitag, 3. Juni, und Samstag, 4. Juni, von 18 bis 22 Uhr und am Sonntag, 5. Juni, und Montag, 6. Juni, von 16 bis 22 Uhr geöffnet.
„Ergänzt wird die Veranstaltung um den Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag“, teilt der Verein mit. Und mehr als das: Vereinsmitglied Richard Lulay bietet einen „Spaziergang zu einigen Projekten in der Altstadt“ an. Treffpunkt ist am Samstag, 4. Juni, um 16 Uhr, vor dem Marstall. Am Sonntag, 5. Juni, um 14.30 Uhr, gibt es für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren ein Altstadt-Suchspiel. Die Kinder erhalten dabei das von Phil Neher konzipierte Altstadt-Quartett und werden mit den Stadtführern Karlheinz Mulzer und Pia Keßler-Schül die Details des Kartenspiels in der Altstadt erforschen und suchen. Interessierte Kinder sollten eine Begleitperson mitbringen, empfiehlt der Vorstand. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig.
Der Montag, 6. Juni, steht dann tatsächlich ganz im Zeichen des „Deutschen Mühlentages“. Der Verein bietet dann unter anderem Führungen auf dem Mühlenrundweg an. Um 14 Uhr erwartet Hermann Müller zunächst die Erwachsenen auf dem „Kleinen Markt“ für eine zweistündige Führung. Um 14.30 Uhr startet zudem eine Mühlenführung für Kinder. Karlheinz Mulzer und Pia Keßler-Schül gehen dabei mit den Kindern für 90 Minuten auf Mühlenspurensuche. Eine kleine Slideshow informiert die Besucher der Strooßewärdschaft auch über den Sachstand der seit nunmehr zweieinhalb Jahren andauernden Sanierung der „Alten Apotheke“ an der Ludwigstraße. Das Fachwerkhaus ist knapp 400 Jahre alt und diente einst als Heppenheims erste Apotheke. Die Stadt hatte das Haus im Jahr 2012 bei einer Zwangsversteigerung für 69 000 Euro erworben. Das leer stehende Haus war damals schon unter Zwangsverwaltung und nicht mehr bewohnt. Es verfiel zunehmend.
Am Pfingstmontag, 6. Juni, steht überdies die Mühlengeschichte in Heppenheim auf dem Bildschirm-Programm.
Der Getränkeausschank der Strooßewärdschaft wird wie bisher von den Vereinsmitgliedern besorgt. Ändern wird sich allerdings das Angebot der Speisen. Mit dem Neustart nach der „Corona-Pause“ und zur „Corona-Vorsorge“, entschied sich der Vorstand nach eigenen Angaben, mit dem Imbissbetrieb von Markus Ristock zusammenzuarbeiten. Während der Öffnungszeiten bietet er am Grillstand mehrere Speisen an. „Damit entfallen das Richten der Speiseteller und ein Großteil der Spülarbeit in der sehr engen Küche“, heißt es von den Altstadtfreunden.