Die Heppenheimer wollen ihren Geburtstag mit befreundeten Vereinen und Tänzen am 1. Juni feiern.
Von Dagmar Jährling
Der Trachtenverein Alpenrose feiert sein 90-jähriges Bestehen. Der Festausschuss hat im Gasthaus „Zur Post“ letzte Vorbereitungen für den Festabend getroffen.
(Foto: Dagmar Jährling)
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SONDERBACH - Der Gebirgstrachtenverein Alpenrose Heppenheim besteht seit 90 Jahren. Das wollen die Mitglieder am 1. Juni im Dorfgemeinschaftshaus in Sonderbach feiern.
Bei einer letzten Festausschusssitzung im Gasthaus „Zur Post“ wurden die Voraussetzungen für einen zünftigen Abend geschaffen. Unter anderem 15 befreundete Trachtenvereine sind dazu eingeladen, die Aufbauarbeiten beginnen am Freitagnachmittag.
Die Feier am Samstag ab 19 Uhr wird bajuwarisch. Unterstützt von der Haberer Musi aus Duisburg wird der Gebirgstrachtenverein neun Tanzblöcke anbieten, die jeweils mit einer Vorführung wie dem Kronentanz beginnen. Bei einem Volkstanz – vorgeführt von Vorplattler Wolfgang Biereder – sollen die Gäste in Schwung kommen, um anschließend frei nach Gusto auf Walzer, Polka oder einen „Boarischen“ zu tanzen.
Zu den mitgestaltenden Trachtenvereinen gehören auch der Patenverein aus München-Aubing, ein befreundeter Verein aus dem Chiemgau und eine Abordnung aus dem Allgäu. Auch der stellvertretende Verbandsvorsitzende des bayrischen Trachtenverbandes Günter Frey wird da sein.
TÄNZE UND PROBEN
Mindestens viermal im Jahr probt der Gebirgstrachtenverein Alpenrose seine Tänze – darunter der Kronentanz und das Mühlradl, vielen bekannt ist der Schuhplattler oder der Zwiefach.
Letzterer wechselt zwischen Dreiviertel- und Vierviertel-Takt. Geprobt wird im Vereinslokal „Zur Post“ in Kirschhausen.
Dort ist auch die jährliche Weihnachtsfeier. Auch der Kathreintanz im November gehört in den Jahreszyklus. Die Wirtsleute Alfred und Ursel Helfert sind selbst Mitglied im Verein und besuchen die Trachtler gerne bei ihren auswärtigen Auftritten in ganz Deutschland. (dj)
Doch wie kommt es eigentlich, dass ein Gebirgstrachtenverein sein 90-jähriges Bestehen feiert, der das bayrische Brauchtum in hessischen Heppenheim bewahren will? Dies habe einen Migrationshintergrund, erklärte Jürgen Merz vom Verein. Auf Arbeitssuche verließen viele Menschen ihre bayrische Heimat. Im nicht mehr existierenden Lokal „Zum Goldenen Anker“ an der Friedrichstraße, der heutigen Fußgängerzone, wurde am 29. August 1929 der Heppenheimer Gebirgstrachtenverein Alpenrose gegründet.
Seine Gründer seien Steinhauer aus dem bayrischen Wald, aus dem Bezirk Passau, gewesen. Sie kamen in den zwanziger Jahren an die Bergstraße, wo sie in den umliegenden Steinbrüchen in Sonderbach und Kirschhausen wie auch in der Hartsteinindustrie Arbeit fanden. Nach Feierabend trafen sie sich mit ihren Landsleuten in den örtlichen Lokalen, um über die alten Sitten und Gebräuche in der bayrischen Heimat zu erzählen und sie aufrecht zu erhalten. Aus dem Gefühl der landsmannschaftlichen Zusammengehörigkeit heraus, kam der Entschluss einen Gebirgstrachten- Erhaltungsverein zu gründen.
Und wie überdauert so ein Verein und hat heute noch fast 100 Mitglieder? Auch nach dem Zweiten Weltkrieg haben in Heppenheim ansässig gewordene Menschen bayrischer Abstammung in der Alpenrose eine Heimat gefunden. Im letzten Jahr wurde Maria Danné für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Die Bayerin hatte in die Hutzelschweiz geheiratet. Wer außerdem eines der elf Kinder des Ehrenvorsitzenden Josef Biereder und seiner vor einem Jahr verstorbenen Frau Edeltraud ehelichte, heiratete den Gebirgstrachtenverein quasi gleich mit. Das war auch dem zweiten Vorsitzenden Paul Dörsam bewusst, als er um die Hand seiner Frau anhielt. „Mir blieb ja gar nix anderes übrig“, meinte Dörsam. Merz heiratete ebenso in die Familie ein. Er kommt zwar aus Ludwigshafen, war aber auch schon als Kind im Trachtenverein. Seine Großmutter stammte allerdings aus Bayern.
Dem Festabend voraus geht um 18 Uhr die Totenehrung am Gedenkstein direkt vor dem Dorfgemeinschaftshaus. Begleitet wird das Totengedenken vom Musikverein Erfelden.