Serienstart: Wie eine Familie auf den Zwergdackel kommt
Unser Redakteur erzählt in dieser Serie, wie er auf den Zwergdackel gekommen ist.
Von Oliver Lohmann
Redakteur Bergsträßer Echo
Der Lieblingsplatz des Dackels in der kühlen Jahreszeit ist der heiße Kachelofen. Foto: Oliver Lohmann
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Bürstadt. Braucht man heutzutage einen Hund? Als Schäfer sicherlich. Als Blinder ebenfalls. Aber sonst? Eher nicht. Aber die Familie möchte einen. Und der Familie muss man eben auch mal Wünsche erfüllen. Es sollte dann aber ein familientauglicher Vierbeiner sein, kinderlieb, gehorsam, nicht zu groß. Zwecks Auswahl studierte die Familie ganz altmodisch Zeitungen. Da fanden sich Dutzende Hunde aller Rassen, jeden Alters und verschiedenster Größe. Die Augen der Familie blieben nach der Lektüre mehrerer dieser Seiten auf einem Wurf Zwergdackel hängen, der sich in einem Tierheim befand.
Ein Dackel? Sind das nicht diese sturen, eigensinnigen Spaßbremsen mit den für einen Hund viel zu kurzen Beinen? Die Kopfwackler, die sich auf Hutablagen von Autos älterer Herren finden? Der Inbegriff des Spießbürgertums? Man denke an die Satireserie "Hausmeister Krause - Ordnung muss sein" mit Tom Gerhardt. Da war der Teckel ein kultisch verehrtes Tier, das sogar bei einer Prozession in einer Sänfte getragen wurde. Womöglich würde ich mit diesen seltsamen und schrulligen Typen verglichen, wenn ich mit einem Dackel spazieren ginge.
Was Dackel so anstellen, weiß man, wenn man Reinhard Meys Lied "Ankomme Freitag den 13." kennt. Zitat: "Rabatz vor der Tür, der Dackel hat sich losgerissen. Und aus purem Übermut einen Polizisten gebissen." Das fehlte also gerade noch, ein kleiner übermütiger, lärmender Beißer! Doch ich erinnerte mich, dass meine Großeltern einen braunen Langhaardackel hatten. Der war eigentlich lieb, aber ein bisschen träge und langweilig. Na ja, vielleicht interessierte ich mich als Bub einfach nicht für das Tier, daher erschien er mir so.
Nun, man soll keine Vorurteile haben, auch nicht gegenüber zu kurz geratenen Hunden. Also: Angucken schadet nicht. Und so fuhren wir vor fünf Jahren ins Tierheim, um uns die Dackelwelpen zu betrachten. In einem Zwinger im Freien waren die Dackelmama und sieben quirlige, süße Welpen. Hübsch anzuschauen, aber muss man so etwas dann in der eigenen Wohnung haben?
Man muss. Die Wahl fiel auf den einzigen kleinen Kerl, der noch nicht vergeben war. Im Tierheim nannte man ihn die Schlafmütze, weil er die längste Zeit des Tages schlief. Praktisch, da hat man doch hoffentlich halbwegs seine Ruhe. Da der Minihund an Süße kaum zu übertreffen war, wurden die Formalitäten geklärt und die Tierarztkosten des Tierheims bezahlt. Dann kam er in einen Korb und durfte mit ins Auto. Von Schlafen aber keine Spur. Verständlich, denn er war sehr aufgeregt, sicher auch verängstigt. Bislang kannte er Menschen eher als Futterlieferant. Jetzt wurde er von ihnen entführt und seinen Geschwistern sowie seiner Mutter entrissen. Für ihn begann das Abenteuer Mensch. Für uns das Abenteuer Dackel.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 02.04.2020 um 02:00 Uhr publiziert.