Der 84-Jährige ist einer der Mitgründer der Turn- und Schwimmgemeinde und war über 50 Jahre als Turner aktiv. Täglich schaut er nach dem Rechten in der August-Held-Halle.
Von Frank Gumbel
Der 84-jährige Helmut Ohl fährt jeden Tag Fahrrad und hält sich geistig mit Kreuzworträtseln fit.
(Foto: Thorsten Gutschalk)
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BÜRSTADT - Seine beiden Söhne Lothar und Hubert Ohl wurden in dieser Reihe bereits porträtiert. Nun ist es höchste Zeit auch deren Vater, Helmut Ohl, vorzustellen. Der heutige Original-Bäschdädder wurde am 28. Oktober 1934 in der „Wassergass‘“, der Elisabethenstraße, geboren. Valentin und Sophie Ohl, geborene Koch, waren seine Eltern. Der Vater war Former beim Strebelwerk in Mannheim. Da dort Granaten gegossen wurden, war er vom Kriegsdienst freigestellt. Helmut Ohl hat zwei Schwestern, die 1933 geborene Katharina Bolte und die 1936 geborene Elfriede Durrer.
Als Ohl 1941 in die Alte Schillerschule eingeschult wurde, unterrichtete ihn Lehrer Fischer. Während des Zweiten Weltkriegs mussten die Kinder bei Luftangriffen in den Keller der Schule flüchten. Ohl erinnert sich, dass damals dort immer Frauen Eintopf für die Schüler zubereitet haben.
Im August 1949 begann Helmut Ohl eine Lehre als Modelltischler. Durch seinen Vater war er zum Strebelwerk gekommen, wo er die Lehre 1953 beendete und bis 1974 tätig war. Er war fast 25 Jahre dort beschäftigt, doch die Firma meldete im Februar 1974 Konkurs an.
ZUR PERSON
Helmut Ohl ist 1934 in der Elisabethenstraße geboren, wo er heute noch wohnt. Er ist Mitgründer der TSG, war dort Turner, Jugendwart, Oberturnwart, Hallenwart und Beisitzer im Vorstand. (frg)
Ohl verlor mit weiteren 2500 Menschen seine Arbeit. Er war aber nur drei Wochen arbeitslos, dann fand er bei Daimler-Benz Arbeit am Band. „Als gelernter Modelltischler war das ganz und gar nicht mein Ding“, erzählt der Rentner. Er konnte aber relativ schnell in die Vormontage wechseln, wo er Ölkühler für Motoren herstellte. Der Bürstädter war bei den Kollegen sehr beliebt, besonders weil er für sie zu Hause Hähnchen zubereitete, die am Arbeitsplatz reißenden Absatz fanden. „Ich habe sie vom Geflügel-Schader in Hofheim besorgt“, sagt Helmut Ohl grinsend. Daher bedauerten nicht wenige, dass der Bürstädter 1992 nach 18 Jahren mit einer Abfindung in den Ruhestand ging. Nun konnte er sich noch mehr dem geliebten Turnen und seiner Turn- und Schwimmgemeinde (TSG) widmen.
1959 heiratete Helmut Ohl Monika Held. Die beiden hatten sich in dem legendären Lokal „Zur frischen Quelle“ kennengelernt, das sich in der Bonifatiusstraße befand. Es wurde später von Monikas Bruder, Rudi, den alle „Helde-Laggo“ nannten, geführt. Das junge Ehepaar wohnte dann nach der Heirat zunächst über der Gaststätte. 1965 zog das Paar in Helmuts Elternhaus in der Elisabethenstraße. 1959 kam Sohn Lothar zur Welt, 1966 wurde der zweite Sohn Hubert geboren.
Für Helmut Ohl gab es immer nur ein Hobby – die TSG. „Ich habe mir einmal geschworen, dass ich nur in einem Verein sein werde, aber das dann auch richtig“, sagt er lachend. Er war als Kind Turner beim TV 1891, hat dann aber 1953 mit August Held die TSG gegründet. Dort war er über 50 Jahre Turner und später auch Übungsleiter. Er hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten. Vom Hessischen Turnverband (HTV) wurde er als Lehrwart ausgebildet. 1953 erlebt Ohl als junger Mann die erste Gymnaestrada in Rotterdam, wo er mit der TSG-Sprunggruppe auftrat. „Wir haben da mit freiem Oberkörper geturnt, um das Wappen des Deutschen Turner-Bundes (DTB) nicht zu zeigen“, erinnert sich der Rentner. Die Deutschen waren dort – wenige Jahre nach Kriegsende – nicht beliebt. Pfingsten 1957 kam es zum ersten internationalen Jugendtreffen in Bürstadt. Daraus entstand die alle drei Jahre laufende Gymnastica, die im Juli wieder ansteht.
Der 84-Jährige ist mit seiner Gesundheit zufrieden. Er kann noch täglich zur TSG-Halle radeln, um nach dem Rechten zu schauen. „Ich räume auf und prüfe die Heizung“, erzählt er. Dem Verein bescheinigt er eine ausgezeichnete Arbeit und schwärmt vom hervorragenden Vorstand und davon, dass die TSG genügend Übungsleiter habe. Ganz besonders glücklich ist er über die vor Kurzem entstandene Fotovoltaikanlage auf dem Dach der TSG-Halle.