Turbulentes Treiben zwischen Biennale und City-Biathlon: Das Fest zur Eröffnung der Theatersaison bietet Kostproben der neuen Stücke und Blicke hinter die Kulissen.
WIESBADEN - Stolziert da der verrückte Hutmacher über die Wiese? Posiert neben der Mischung aus Pippi Langstrumpf und Disney-Eiskönigin Elsa ein Miniatur-Federvieh oder ist es ein Kleinkind im XXL-Federboa-Lagenlook? Den Trägern der kuriosen Kombinationen aus dem Kostümfundus machte es sichtbar Spaß, vor der Kamera zu posieren und das Ergebnis als Foto-Lesezeichen mit nach Hause zu nehmen: Das Theaterdorf am Warmen Damm zum spielerischen Entdecken der verschiedenen Theaterberufe hinter den Kulissen stellte mit allerlei originellen Ideen – etwa Koffer-Memory mit Goldklumpen und Feinmotoriktraining beim Nagelbalken – einen kreativen Ruhepol im turbulenten Treiben rund um die Wilhelmstraße dar, wo gleichzeitig der City-Biathlon stattfand. Als Teil des diesjährigen Theaterfestes des Hessischen Staatstheaters zur Eröffnung der neuen Spielzeit lockte das lauschige Dörfchen nicht nur Familien an: Direkt nebenan befand sich die Außenbühne, auf der den Besuchern bei Törtchen und Sonnenschein Schlagzeugkonzerte, Ausblicke auf die kommenden Schauspielproduktionen als Ratewettbewerb und die beliebte Kostümversteigerung präsentiert wurden.
Im Großen Haus gab es Schauspiel, Ballett, Kabarett und eine Probe der „Meistersinger von Nürnberg“ unter Leitung von Generalmusikdirektor Patrick Lange zu erleben, im Kleinen Haus zeigte das Junge Staatsmusical einen Einblick in die Probenarbeit zu „Die drei Musketiere“ inklusive Fechttraining, und im Orchesterproberaum entzückte das bewährte Melodienraten Groß und Klein.
Führungen durch die Maskenwerkstatt und Kostümabteilung sowie Tanzworkshops für Vorschulkinder sowie Jugendliche rundeten das Spektakel ab, dazu gab es Meet-and-Greet-Aktionen mit Tänzern, Schauspielern und Intendant Uwe-Eric Laufenberg.
Der wahre Star des Tages aber maß nur knapp einen Meter und tuckerte auf einem Miniaturfahrrad durch die Gänge: Der Elefant des Theater Kokon (das im Anschluss das Kindertheaterstück „Guten Tag, kleines Schweinchen“ nach Janosch aufführte) unterhielt sich souverän mit den Festbesuchern und wurde dabei so diskret ferngesteuert und gesprochen, dass nicht nur die Jüngsten voll Faszination reagierten. „Ist das der echte Benjamin Blümchen?“, rief eine Fünfjährige hingerissen, woraufhin ihre Mutter in vager Hoffnung auf ein Wiedersehen ankündigte, Karten für das Weihnachtsmärchen zu kaufen, falls sie denn die Theaterkasse ausfindig machen könnte.
Tatsächlich war die Orientierung rund um die Kolonnaden durch die zeitgleich stattfindende Biennale samt Rewe-Markt im Foyer nicht ganz einfach, führte aber auch zu einem regen Austausch zwischen den Besuchern, welches Angebot nun wo einzuordnen sei. „Uns erscheint die Mischung dessen, was wir im Theaterfest als Aktivitäten anboten, mit dem des Programmes der Biennale sich ergänzend und wechselseitig bereichernd. Organisatorisch bedeutete dies keine andersartige oder besondere Herausforderung“, erklärte Bernd Fülle, Geschäftsführender Direktor des Staatstheaters. Er schätzte die Besucherzahl auf 5000, was rund 1000 Personen weniger als im Vorjahr bedeutete. „Unser Theaterfest ist für die Besucher ein Einblick in die Arbeit vieler Bereiche des Theaters, des Spielplanangebotes dieser Spielzeit und in Räumlichkeiten, die normalerweise für Fremde nicht zugänglich sind.“