Die Ausstellung „Die Farben der Nacht“ im Wormser Heylshof zeigt lichtempfindliche Arbeiten, die zumeist als Druckgrafiken entstanden sind. Sie ist bis Ende November geöffnet.
Von Ulrike Schäfer
Mit einem Vortrag von Pfarrerin Dorothea Zager ist im Wormser Museum Heylshof die Ausstellung „Die Farben der Nacht“ eröffnet worden. Mit dabei waren Olaf Mückain (links, Leiter der Wormser Museen) und Werner Zager.
(Foto: BilderKartell/Andreas Stumpf)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WORMS - Hat die Nacht Farben? Eigentlich ist das Farbsehen unseres hochkomplexen Sehorgans auf den Tag beschränkt. In der Nacht dagegen sind alle Katzen grau, wenn auch in unterschiedlichen Schattierungen. Wie kunstreich und stimmungsvoll der Kontrast von Hell und Dunkel gerade von der Druckgrafik umgesetzt werden kann, zeigt die Ausstellung „Die Farben der Nacht“ im Museum Heylshof. Die 40 Papierarbeiten stammen aus der Graphischen Sammlung der Universität Trier und wurden von Studierenden des Fachs Kunstgeschichte zusammengestellt. Bis zum 30. November ist die Ausstellung, ausgerichtet von der Evangelischen Erwachsenenbildung in Kooperation mit dem Heylshof, zu sehen und wird begleitet von einer fünfteiligen Vortragsserie, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema beschäftigt.
Bei der Vernissage, die Paul Streich (Klavier) und Musikschüler Justus Wolff (Klavier und Klarinette) mit passend ausgewählten Musikstücken bereicherten, gab Kurator Dr. Olaf Mückain eine Einführung. Die Druckgrafiken, das heißt Kupferstiche, Radierungen, Mezzotinto und Aquatinta, repräsentieren einen Zeitraum vom 16. bis 19. Jahrhundert. Sie wurden von Spezialisten, meist routinierten Expertenteams, die alle Formen der Drucktechnik beherrschten, hergestellt, oft nach Werken berühmter Maler wie Rembrandt, Rubens, Elsheimer, Aert van der Neer und anderen. Diese Kunstform war ein beliebtes Ausdrucksmittel für Themen, die weniger Farbe verlangen, sondern eher durch Licht- und Dunkeleffekte wirken. Die überaus fein ausgeführten Arbeiten zeigen meist Szenen, die sich bei Dämmerung oder des Nachts abspielen, Landschaften, biblische oder historische Geschichten, Mythologisches und Allegorisches. Mückain hob den großen Nuancenreichtum der Darstellungen hervor und ihre lebendige Dramaturgie. Die Blätter seien sehr lichtempfindlich, ergänzte er, und würden deshalb nur selten gezeigt.
Pfarrerin Dorothea Zager bereitete die zahlreichen Besucher auf die Ausstellung vor. Sie erklärte anschaulich, wie Tag und Nacht entstehen, wie das menschliche Auge Helligkeit und Dunkelheit wahrnimmt und welche unterschiedlichen natürlichen Lichtquellen die Nacht erleuchten. Sie ging auf das Thema Lichtverschmutzung ein, die Mensch, Tier und Pflanzen nicht guttut. Der Schlaf werde über die Augen reguliert. Bei Licht rege das Hormon Serotonin zur Aktivität an, bei Dunkelheit sorgten Melatonin und Adenosin für Müdigkeit und Entspannung. Schließlich wandte sich die Theologin der mythologischen Interpretation von Tag und Nacht zu. Bei den alten Griechen war die Nyx die Personifikation der Nacht und Mutter der Zwillinge Hypnos (Schlaf) und Tanatos (Tod). In der nordischen Mythologie sind Sunna und Máni, von denen sich unsere Bezeichnungen für Sonne und Mond ableiten, Geschwister. Zum Schluss ging Zager auch auf die Ängste im Dunkeln ein. Sie müssen nicht sein, war ihr Fazit, wenn man sich schon als Kind mit der Nacht vertraut macht.
Die Ausstellung ist bis zum 30. November, Dienstag bis Samstag, 14 bis 17 Uhr, Sonntag, 11 bis 17 Uhr zu sehen. Ein ausführlicher Katalog kann erworben werden.