Wundersame Fabelwesen und andere Tiere bei Liesel Mettens Ausstellung im Mainzer MVB-Forum
Von Marianne Hoffmann
Auftakt des Liesel-Metten-Jahres im MVB-Forum: Die Nieder-Olmer Künstlerin vor einem ihrer großformatigen Tiermotive. Foto: hbz/Jörg Henkel
( Foto: hbz/Jörg Henkel)
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MAINZ - Auf dem Planet der Stachelschweine tummeln sie sich, fein säuberlich hintereinander aufgereiht: 22 Stachelborster in Reih und Glied, nur Schwein Nr. 23 hebt ab, macht sich auf und davon ins Universum oder dahin, wo der Pfeffer wächst.
Der „Planet der Stachelschweine” ist eine von 22 Arbeiten, die zur Auftaktveranstaltung des Liesel-Metten-Jahres ausgestellt sind. Das Forum der Mainzer Volksbank (MVB) am Neubrunnenplatz ist schon lange zu einem wichtigen Kulturort der Landeshauptstadt geworden.
Katalog fasst insgesamt fünf Ausstellungen zusammen
Die MVB hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, Künstler aus Rheinland-Pfalz zu fördern, und so war es selbstverständlich, den Katalog zu den fünf Ausstellungen von Liesel Metten in diesem Jahr zu finanzieren. Der ehemalige Feuilleton-Chef der Mainzer Allgemeinen Zeitung, Jens Frederiksen, hat alle fünf Ausstellungen in einem kongenialen Text zusammengeführt. Es ist dem Künstler und Vorsitzenden des Kunstvereins Eisenturm, Dietmar Gross, und der Kuratorin Susanne Mull zu verdanken, dass dieser Ausstellungsreigen und der Katalog zustande kamen. Für Liesel Metten ist es nicht selbstverständlich, wie sie selbst sagt, dass Künstler für Künstler etwas so Großartiges auf die Beine stellen.
DATEN & FAKTEN
Die Auftaktausstellung „Die Welt der Liesel Metten”, die erste von fünf, läuft bis zum 9. März im MVB-Forum, Neubrunnenstr. 2; geöffnet Mo-Fr, 9-18 Uhr.
In der MVB und im Eisenturm ist der Katalog (Text: Jens Frederiksen) zu den Ausstellungen für eine Schutzgebühr von 10 Euro (Erlös geht an die Liesel Metten-Schule) erhältlich. Dort gibt es auch einen Flyer, der alle Ausstellungen auflistet. Ein Buch, „Metamorphosen”, zu den Schmetterlingen und Skulpturen, von Jens Frederiksen und Wolgang Bunzel (Hrsg.), gibt es in der Claudius- Buchhandlung.
Zurück zur Ausstellung. „Liesel Mettens Wunderwelt ist bevölkert von eigenwilligen, höchst reduzierten Tieren,“ erzählt die Kunsthistorikerin Nicole Nieraad-Schalke in ihrer Eröffnungsrede, „die die Künstlerin mit vermeintlichen Wiedererkennungsmerkmalen ausstattet: hier ein Horn oder Fischschwanz, dort ein Schnabel oder Rüssel.“ Und tatsächlich entwickelt Liesel Metten ihre Fabelwundertiere aus den Tieren des Feldes, die wir kennen – Hase, Schlange, Schnecke oder Hirsch. Ein Hase, stolz aufgereckt, endet mit seinem Unterleib in einem Schneckenrund, so als wolle er durch die Welt rollen und nicht mit großen Hasensprüngen davoneilen.
Dem „Planet der Stachelschweine“ hat Liesel Metten den „Planet der Hasen“ entgegengesetzt. Die Langohren umrunden ihren Planeten in sattem Feldgrün, langgestreckt und wohlgeformt. „Das „Königstier“ des Jahres 2012 schaut mit seinem Auge von links auf den Betrachter, seine beiden Hörner sind kunstvoll ineinander geflochten. Und die Leinwand ist in feinster Ornamentik von Hand bestickt – kunstvoll, einmal quer durch.
Auch wenn Liesel Metten vor allem für ihre einzigartigen Bronzeplastiken bekannt ist, reizt es die Künstlerin, sich mit vielfältigen Materialien zu beschäftigen, wie Gips, Kork, Styropor, Papier oder, wie auf diesem Bild, mit Stickerei. Nur eines, so schreibt sie es auch im Ausstellungskatalog, ist ihr besonders wichtig: „Meinen Tieren, die es so nicht gibt, blieb ich (…) all die Jahre treu.“ Und so tummeln sich im MVB Forum, gebannt in Acrylmalerei, in den Farben Grün und Ocker, Fabelwesen von unglaublicher Präsenz, die alle den Betrachter ins Visier nehmen und unverwandt mit dem einen Auge anschauen. Da ist das „dicke Einhorn“ weit entfernt von dem gerade in Mode gekommenen rosa glitzernden Puppeneinhorn, das auf Proseccodosen ebenso prangt, wie auf T-Shirts.
Liesel Metten wurde 1938 in Recklingshausen geboren und studierte 1957 in München bei Prof. Heinrich Kirchner Bildende Kunst. 1961 heiratete sie den Metallkünstler Johannes Metten und zog nach Nieder-Olm. Dort brachte sie fünf Kinder zur Welt und schuf, gerade für Nieder-Olm, zahlreiche Bronzeskulpturen. Auch in der nach ihr benannten Liesel-Metten-Schule, in der behinderte und nicht behinderte Kinder zusammen lernen, erarbeitete sie mit den Kindern eine Bronzeskulptur. So ist es nur logisch, dass die Schutzgebühr von 10 Euro, die für den Katalog erhoben wird, zur Gänze an diese Schule geht. Am Freitag, 26. Januar, feierte Liesel Metten ihren 80. Geburtstag. Wir wünschen ihr von ganzem Herzen alles Gute und wünschen uns noch viele Widdertänze, Sechsbeiner, Säbelwetzer und Schmetterlinge.