Reaktionen auf Räume: Bettina Pousttchi stellt mit Daniel Buren in der Kunsthalle aus
Bettina Pousttchi, die in ihrer Schulzeit das Gutenberg-Gymnasium besuchte, kehrt nach Mainz zurück, wo auch ihre Familie lebt. Foto: Jim Rekete
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MAINZ - Es ist der umtriebigen Mainzer Kunsthallenchefin Stefanie Böttcher zu verdanken, dass die international gefeierte Künstlerin Bettina Pousttchi und der „Altmeister der Streifen“, der französische Maler und Bildhauer Daniel Buren, nach Mainz kommen. Bettina Pousttchi wurde 1971 in Mainz als Tochter eines persischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Sie hat noch eine Schwester, besuchte das Gutenberg-Gymnasium – und dank Leistungskurs Französisch ging sie nach Paris, um dort Kunst zu studieren. Die AZ sprach mit Bettina Pousttchi.
Frau Pousttchi, wenn man Ihre Vita so ansieht, dann fragt man sich natürlich, kommen Sie überhaupt noch nach Mainz und besuchen Mutter und Geschwister?
Ja, ich komme jedes Jahr zwei- bis dreimal nach Mainz (lacht), vor allem, weil meine Eltern und meine Schwester hier geblieben sind und ich außerdem eine stolze dreifache Tante bin.
Wenn Sie an Ihre Schulzeit in Mainz und Ihr Leben hier zurückdenken, kam die Kunst schon darin vor?
Nicht so sehr an der Schule, aber in meinem bisherigen Leben schon. Ich fuhr mit den Freunden, die mit mir das Interesse für Kunst teilten, nach Frankfurt, damals haben wir die Schirn entdeckt. Und 2012 habe ich dort ausgestellt. Das war für mich ein großes Erlebnis.
ZUR PERSON
Bettina Pousttchi studierte später an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Rosemarie Trockel und Gerhard Merz. Sie war zweimal Teilnehmerin der Venedig Biennale (2003 und 2009) und hat als einzige deutsche Künstlerin für elf Monate im Hirshhorn-Museum and Sculpture-Garden des Smithsonian Institute in Washington ausgestellt.
Ausstellung mit Daniel Buren in der Kunsthalle: 15. Dezember 2017 bis 18. März 2018
Sie stellen jetzt in der Mainzer Kunsthalle aus, also zurück nach Hause. Wie kam der Kontakt zur Kunsthalle zustande?
Stefanie Böttcher hatte „Conversations in the studio #3“ gesehen, eine Videoarbeit, die ein Gespräch zwischen Daniel Buren und mir in den Mittelpunkt stellt. Beide haben wir Poster im öffentlichen Raum installiert, Buren in den 60er Jahren und ich 2009. In Berlin habe ich die „Temporäre Kunsthalle“ mit 967 Postern bedeckt. Daniel Buren und ich haben über diese gemeinsame Affinität gesprochen und diskutiert, daraus entstand das Video. Stefanie Böttcher hat uns angesprochen, und wir sind beide auf die Ausstellung in der Mainzer Kunsthalle eingestiegen.
Daniel Buren ist 1938 geboren und Sie 1971. Das ist ein Altersunterschied von mehr als 30 Jahren, und trotzdem hat man das Gefühl, dass Sie sich sehr nahe sind. Wird sich das auch auf die Arbeit hier auswirken?
Daniel Buren ist jemand, der wie ich die Gegebenheiten eines Ausstellungshauses erforscht und sie dann künstlerisch analysiert. Er hat sich alles hier angesehen und sein Konzept erarbeitet, das er auch persönlich installiert, genau wie ich. Jeder setzt seine Gedanken um, nur auf der Fassade des Turmes mit der 7-Grad-Neigung reagieren wir gemeinsam: ich vertikal und Buren horizontal. In den Räumen reagiere ich auf die verschiedenen historischen Schichten, die in Mainz bei Grabungen zu Tage kommen. Römische Antike, Mittelalter mit Fachwerk und Backstein als Mainzer Baumaterial.
Wird Ihre Familie auch zur Eröffnung kommen, und wie geht die mit der berühmten Künstlerin als Tochter, Schwester und Tante um?
Sie freuen sich, kommen alle und sind stolz auf mich, und es war meine Mutter, die mir mit 13 eine Kamera schenkte, auf der ich meine ersten künstlerischen Versuche startete.