Petra Abroso zeigt in der Darmstädter Galerie Kunstpunkt eine Baustellen-Installation
Von Roland Held
Kunstbaustelle: Die neue Installation von Petra Abroso. Foto: Petra Abroso
( Foto: Petra Abroso)
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DARMSTADT - Zwar hat sie ihre Ausstellung angekündigt nur mit „Baustelle“. Hat man sich darin jedoch umgesehen, kommt man leicht zu dem Schluss, dass Petra Abroso uns etwas Grundsätzliches sagen will: Das Leben selbst ist eine Baustelle, immer im Fluss, unsicherer Grund, wohin man auch tritt – und wenn es sein Ende findet, bleibt es doch unvollendet.
Ein Staubschutznetz als Untergrund für Bilder
Als einschlägige Requisiten sind Klappschilder, ein Plastik-Schutzhelm, eine von innen illuminierte Schweißmaske, Warnlichter in rot und gelb im Raum verteilt. Über zwei anstoßende Wände des Kunstpunkts spannt sich ein grünes, zerlöchertes Staubschutznetz, als Untergrund für kleine Bildserien. Auf einer davon sind die Akteure Piktogramm-Bauarbeiter, wie man sie aus dem Zeichenarsenal des Straßenverkehrs kennt. Nur dass diese Strichmännchen mit Spaten aufeinander losdreschen, als wäre der stereotyp auf den Leinwänden wiederkehrende Sandhaufen in Wirklichkeit ein Haufen Gold, um den es zu kämpfen lohnt. Auf einer anderen Bildserie blicken graue Unholde düster aus der zeltartigen Hülle orangener Sakkos heraus und hantieren wild mit Äxten, Sensen, Wagenhebern.
Eine weltflüchtige Romantikerin ist Petra Abroso nie gewesen. Ihre oft wie Comics ausgebreiteten Folgen einer zeichnerisch gebundenen Malerei kreisen um den Menschen in seinen Zusammenhängen und Widersprüchen, zugespitzt auf sarkastisch-absurde Situationen. In den Bildkontext eingestreute Slogans, meist in wuchtig-plastischen Blocklettern, treten auf als Sparringspartner der Figuren, die nicht selten verstümmelt sind, unvollständig, im Begriff, selber zum Zeichen zu schrumpfen. Ganz ohne Figur kommt eine dritte Bildserie aus: Zwölf exakt gepinselte Dreiecksschilder, mit denen wir automatisch „Vorsicht!“ assoziieren, liefern Wortspiele – vom hohen Register à la „Der Denker denkt“, „Der Irre irrt“ bis zu den rüdesten Verbalrempeleien: „Der Puff verpufft“, „Der Arsch verarscht“.
Diesmal leisten die Leinwände nur Zuträgerdienste, indem sie fügsam ihren Platz in der Installation einnehmen. Über Jahre hat Petra Abroso deren Ingredienzien gesammelt, bevor ihr irgendwann das „Baustellen“-Konzept aufging. Wenn das Leben eine einzige Baustelle ist, dann auch die Kunst. Anders lässt sich weder der in die Ecke gelehnte Spaten deuten, der eine Herde ausgedrückter Farbtuben bewacht, noch Bretter und Eimer, auf denen Farbbatzen fett erblühen wie im Fleuristik-Shop übriggebliebene Rosen.
„Mir macht’s Freude, ab und zu was ganz, ganz anders zu machen“, gesteht die Künstlerin. „Das setzt Energie frei fürs sonstige Arbeiten. Oder es öffnet ungeahnte neue Wege.“ Zu den neuen Wegen zählen seit geraumer Zeit Audio-Stücke, von Petra Abroso am Computer aus gesprochenem Text, Musikschnipseln und Alltagsgeräuschen zusammengemixt, im Kunstpunkt per Kopfhörer verfügbar gemacht.