AUSSTELLUNGEN
Gleich vier Ausstellungen beschäftigen sich ab 5. Mai in Trier mit Karl Marx: Die Landesausstellung „Karl Marx 1818-1883. Leben. Zeit. Werk.“ ist eine Doppelschau: Das Rheinische Landesmuseum zeichnet Marx‘ politisch-intellektuellen Werdegang nach. Das Stadtmuseum Simeonstift nimmt Marx‘ Lebensstationen von Trier bis London in den Blick.
Das Museum Karl-Marx-Haus im Geburtshaus des Ökonomen präsentiert eine neue Dauerausstellung mit Schwerpunkt auf Marx‘ Wirkungsgeschichte. Das Museum am Dom befragt bei „LebensWert Arbeit“ die Themen Mensch und Arbeit.
Dazu kommt ein Rahmenprogramm aus 300 Veranstaltungen und 300 Führungen. Außerdem gibt es Arbeitsmaterial für Lehrer. Mehr: https://www.karl-marx-ausstellung.de
MAINZ/TRIER - Der „Pulverdampf des Kalten Krieges“ ist verflogen, die erste nach dem Zerfall der Sowjetunion geborene Generation geht inzwischen auf die 30 zu – kurz: Es ist Zeit, sagt Beatrix Bouvier. Zeit für einen anderen, einen „vom politisch-ideologischen Ballast befreiten“ Blick auf Karl Marx. Die Historikerin ist als wissenschaftliche Leiterin für das Konzept der Doppelschau zuständig, die sich im Jahr seines 200. Geburtstags in seiner Geburtsstadt Trier dem Philosophen widmet. „Karl Marx 1818-1883. Leben. Zeit. Werk.“ wird dort am 5. Mai eröffnen und soll dazu beitragen, eben diesen anderen Blick zu eröffnen. Nach dem zu urteilen, was Donnerstag in Mainz bei einem Pressegespräch vorgestellt wurde, könnte man sagen: Es geht um Marx ohne Marxismen.
Wobei Bouvier den Frühmarxismus davon noch ausklammert; aber spätestens mit der Dogmatisierung im Zuge der Russischen Revolution beginnt mit Marxismus-Leninismus, Stalinismus und später Maoismus jener Ballast, den die Ausstellungsmacher ein Stück weit aus dem Weg räumen wollen. Stattdessen soll sich die Schau darauf konzentrieren, Marx und seine Schriften „nicht als Solitär, sondern als integralen Bestandteil des 19. Jahrhunderts“ zu sehen, sagt Bouvier – Person und Werk also klar historisch in ihrer Zeit zu verorten. 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden sich im Rheinischen Landesmuseum dafür Marx‘ politisch-intellektuellem Werdegang widmen. Schlüsselbegriffe werden anhand von Themenräumen und Exponaten aufgefächert, wobei ein Highlight eine Erstausgabe des „Kapitals“ aus Marx‘ persönlichem Besitz sein wird. Das Museum Simeonstift wiederum zeichnet auf 600 Quadratmetern Marx‘ Lebensstationen Trier, Paris, Brüssel und London nach; ein Höhepunkt hier ist eine Zeichnung, die den Denker als Studenten zeigt und nie zuvor öffentlich zu sehen war.
750 000 Euro hat das Land Rheinland-Pfalz für Ausstellungen und Jubiläumsprogramm zur Verfügung gestellt, 250 000 Euro die Stadt Trier und 1,5 Millionen der Bund, wie Kultursstaatssekretär Salvatore Barbaro berichtet. Dazu kommt die Unterstützung weiterer Kooperationspartner wie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die seit 1968 das Museum in Marx‘ Geburtshaus betreibt und dort ebenfalls ab 5. Mai eine neue Dauerausstellung zu Marx‘ Wirkungsgeschichte präsentieren wird. Renovierung und Ausstellungsplanung verliefen im Zeitplan, berichtet der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident und Stiftungsvorsitzende Kurt Beck. Das Bistum Trier beteiligt sich mit einer Ausstellung im Museum am Dom. Die Stadt Trier hofft, 2018 so auch viele Touristen an die Mosel locken zu können – etliche werden wohl aus China kommen.