Forsteralphabet mit Lücken: Architektur-Ausstellung im Foyer des Mainzer Staatstheaters
Von Marianne Hoffmann
Die Architektur von Mainz wurde an zahlreichen Orten maßgeblich von Georg Forster geprägt. Die Ausstellung ist noch bis zum 2. Februar im Foyer des Staatstheaters zu sehen. Foto: hbz/Jörg Henkel
( Foto: hbz/Jörg Henkel)
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MAINZ - Johann Georg Adam Forster (1754-94) war Ethnologe, Naturforscher, Universitätsbibliothekar, Hochschullehrer, Übersetzer, Reiseschriftsteller, Essayist, Journalist, Zeitungsverleger, Politiker und Revolutionär. Als 18-Jähriger nimmt er als Zeichner an der zweiten Weltumseglung von James Cook (1772-75) teil. Seine Eindrücke von den Gesellschaften und sozialen Ordnungen, die er auf dieser Expedition kennenlernt, publiziert er unter dem Titel „A voyage around the world.“ Dieses Buch macht ihn berühmt. Lehrtätigkeiten führen ihn an die Universitäten Kassel und Vilnius. 1788 wird er Universitätsoberbibliothekar in Mainz. Nach Ausrufung der ersten französischen Republik und der Besetzung von Teilen des Rheinlandes des Kurbistums Mainz durch französische Revolutionstruppen im Oktober 1792 wird Georg Forster zum glühenden Vorkämpfer und Mitbegründer der „Mainzer Republik.“
Dass die Mainzer Republik mehr als kurzlebig war, ist der damaligen Zeit geschuldet. Das Mainzer Staatstheater steht in diesem Jahr im Zeichen Georg Forsters. Und damit sich der Kreis in der Zusammenarbeit mit den Studenten der Mainzer Hochschule im Bereich Szenografie bei Wolf Gutjahr schließt, hatte der Chefdramaturg des Staatstheaters, Jörg Vorhaben, die Idee, Forster zum Inhalt der diesjährigen Ausstellung zu machen. Für die zwölf Studenten bedeutete dieses Thema erst einmal lesen, lesen, lesen. Danach galt es das Thema so umzusetzen, dass es ins Verhältnis zu den Bestandsorten in Mainz gesetzt werden konnte. Bestandsorte in Mainz, damit sind Architekturen gemeint, die Forster zuzuordnen sind. Das Schloss, das Deutschhaus, die Burse (ein Lehr-und Versammlungsort für Studenten), die Freimaurerloge in der Altstadt oder das Professorenhaus in der Universitätsstraße.
Hier ist ein großes Modell entstanden, das das Professorenhaus nachbildet. Lange schwarze Schnüre verbinden das Haus mit dem Außen und verknüpfen sich mit der Umgebung. Ein Regalsystem baut sich an einem Forsterbau auf und gibt der Fassade grüne Inhalte, die auf die Naturverbundenheit des großen Naturforschers eingehen und in das Projekt einbinden.
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Zwölf Studenten der Fachhochschule Mainz stellen ihre Visionen zu Forster im Foyer des Staatstheaters Mainz aus. Bis 2. Februar läuft die Ausstellung. Im März, wenn der Bundespräsident Mainz besucht, werden die Arbeiten noch einmal im Landtag zu sehen sein.
Völlig verändert findet man das Schloss, jedenfalls, wenn es nach dem Willen der Studenten geht. Kleine Hütten, Kommunikationsorte aus Naturmaterialien, schmiegen sich an die Schlossfassade. Auch hier wird wieder geschnürt, sowohl die Hütte als auch die Anbindung in den Innenraum. Dort gibt es eine Küche, Lebensmittel sollen mitgebracht werden, es wird gemeinsam gekocht, und dann geht man ins Musikzimmer, das mit Palmen ausgestattet ist, die sich auch vor dem Schloss wiederfinden. Die Forsterschen Lebenswege, die oft beschwerlich und auch oft steil nach oben gingen, werden in Treppen an den Außenfassaden festgelegt, und die „Wuchernde Demokratie“ stellt sich in Großbuchstaben aus Bronze dar. Ein Forsteralphabet ist entstanden. Natürlich hat es Lücken, denn Forsters Weg war zu früh zu Ende!