Die Alexander-Karl-Stiftung unterstützt die Bühne für zeitgenössische Darstellungskunst mit 3000 Euro, während der Kultursommer Rheinland-Pfalz Fördermittel gekürzt hat.
Von Michael Jacobs
Lokalredakteur Mainz
Gemeinsam mit Kulturdezernentin Marianne Grosse überreicht Richard Patzke (Vorstand Alexander-Karl-Stiftung) einen Scheck in Höhe von 3000 Euro an die „pad“-Leiter Nic Schmitt (li.) und Peter Schulz (re.).
(Foto: hbz / Jörg Henkel)
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MAINZ - Die schwarzen Infrarot-Heizstrahler verschmelzen nahezu mit dem ganz in Dunkel gehaltenen Bühnenraum. Nach wenigen Minuten leiten die länglichen Lamellen wohlige Wärmewogen in den ansonsten eher niedrig temperierten Aufführungssaal des Performance Art Depots (pad). Das sei schon sehr angenehm, wenn man, wie in der jüngsten Performance „About Life“, zehn Minuten regungslos auf dem kalten Boden liegen muss, sagt Nic Schmitt. Seit zwölf Jahren leitet sie zusammen mit Peter Schulz die Experimentier-Arena für alle Formen zeitgenössischer Darstellungskunst, die beide auch selbst bespielen. Die improvisierten Heizhilfen verdankt das „pad“ der Alexander-Karl-Stiftung, die bereits zum vierten Mal den Performance-Artisten finanziell unter die Arme greift.
Hoffnung auf weitere Kultursommer-Fördermittel
Diesmal hat Richard Patzke, Vorsitzender der 2000 vom Inhaber des Mainzer Autohauses Karl+Co gegründeten Stiftung, einen Scheck über 3000 Euro mitgebracht. Ein Großteil der Summe fließt in ein Prestigeprojekt des „pad“ – das jährliche Internationale Performance Festival. Das Geld hätte man lieber komplett in die Ertüchtigung der Bühne gesteckt, wo jeder Cent zählt. Beispielsweise für die Anschaffung eines neuen Lichtpults, erzählt Peter Schulz. Doch nachdem das Land die Kultursommer-Projektförderung um ein Drittel von 13 000 auf nur noch 8000 Euro gekürzt hat, steht das für den Mai geplante Vorzeigefestival, bei dem sieben Performancekünstler- und Ensembles aus der ganzen Welt an zwei Wochenenden ihre neuesten Produktionen präsentieren, auf der Kippe.
Zumal auch noch der langjährige Hotelsponsor abgesprungen ist und die Unterbringung der internationalen Künstlerschar zusätzliche Kosten verursacht. Schmitt und Schulz hoffen, in weiteren Gesprächen mit den Kultursommer-Verantwortlichen die Fördermittel noch aufzustocken. „Sonst können wir nur ein Mini-Festival für ein Wochenende bieten“, sagt Nic Schmitt.
Die chronische Unterfinanzierung kann Akteure der freien Kulturszene leicht an den Rand der Existenz bringen. Insbesondere wenn es sich, wie beim „pad“, um eine, wenn auch hochambitionierte, Nischenkunst handelt. Zirka 25 Performances stellen die „pad“-Macher pro Jahr auf die Kellerbühne mit Sofa-bestücktem Vorraum, die maximal 70 Zuschauern Platz bieten. Die Stadt steuert jährlich 5000 Euro bei. Was gerade mal für die Deckung laufender Ausgaben reicht. „Wir haben viel Zeit und Energie in den Nestbau investiert“, sagt Schultz. Doch nun ist auch der Verbleib des „pad“ in dem liebevoll hergerichteten kleinen Performancetheater ungewiss.
Haus in Leibnizstraße hat neuen Besitzer
Das Haus in der Leibnizstraße 46 hat den Besitzer gewechselt. Anfang Februar wollen Schmitt und Schulz mit dem neuen Eigentümer über die Zukunft ihrer Spielstätte reden. Bislang konnten die Performer die Räumlichkeiten mittels einer Überlassungserklärung bis 2020 zu relativ günstigen Mietkonditionen nutzen. Fest stehe jedenfalls, dass das Gebäude nicht abgerissen werde, sagt Schulz.
Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) will im Falle einer drohenden Heimatlosigkeit den „pad“-Leuten bei der Suche nach einem Ausweichquartier helfen.
Derweil hat der gute Ruf des Mainzer Performancekunst-Depots die Vereinigten Staaten erreicht. Schmitt und Schulz sind zum renommierten „Experimental Action“-Festival vom 21. bis 23. Februar in Houston, Texas, eingeladen, wo sie ihr „Nonstop-on-Stage“-Programm performen. Zeitlich sei man ziemlich flexibel, meint Nic Schmitt. „Von vier bis zehn Stunden ist alles drin“.