Farbe ins Stadtbild gebracht: Künstlerin Rosemarie Pallasch plaudert mit Helmut Schäf im Wormser „Affenhaus“
Von Helmut Weick
Helmut Schäf unterhielt sich beim Kultursalon mit Künstlerin Rosemarie Pallasch (2. v. l.) über ihr Schaffen. Klaus Krier (rechts) gesellte sich dazu. Foto: pa/Balzarin
( Foto: pa/Balzarin)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WORMS - Kein Stuhl blieb leer, als am Donnerstagabend Helmut Schäf und die Wormser Künstlerin Rosemarie Pallasch im Kulturcafè „Affenhaus“ über ein langes und erfülltes Künstlerleben plauderten. Auch Klaus Krier hatte sich dazu gesellt, was den Dialog bereicherte. Über Jahrzehnte zählte das Künstler-Ehepaar Rosemarie und Gerhard Pallasch zu den kreativsten Köpfen der Nibelungenstadt. Derzeit bereitet Rosemarie Pallasch eine Ausstellung zu Ehren ihres verstorbenen Mannes vor, der im nächsten Jahr 95 Jahre alt geworden wäre. Diese wird 2018 in der Wormser Hauptstelle der Sparkasse stattfinden.
Rosemarie und Gerhard Pallasch haben das kulturelle Leben in Worms über Jahrzehnte ganz maßgeblich mitgeprägt und buchstäblich Farbe in’s Stadtbild gebracht. Nicht ganz so farbenfroh sah die Stadt noch Anfang der 50er Jahre aus, als Rosemarie Pallasch als 18-Jährige nach Worms zog: „Meine Mutter war Schauspielerin und hatte im Wormser Stadttheater eine Anstellung gefunden. Hier hatte man damals noch ein eigenes Ensemble.“ Dann fügt sie stolz hinzu: „Aber eigentlich bin ich ja e Meenzer Meedsche – geboren und aufgewachsen in Mainz direkt im Schatten des Domes am Gutenbergplatz.“ In der Landeshauptstadt besuchte sie auch die Kunstschule und lernte dort ihren späteren Mann Gerhard Pallasch kennen. „Der Gerd war sieben Jahre älter als ich und an der Mainzer Kunstschule der absolute Star.“ Da regte sich Heiterkeit im „Affenhaus“, das Gespräch gewann an Fahrt. Auch bei Rosemaries Mutter hatte der smarte Gerhard – 1923 in Ludwigshafen-Edigheim geboren – einen Stein im Brett. „Er hat alle Rollen mit ihr gelernt und meine Mutter abgehört.“ Bis 1953 malte Gerhard Pallasch auch Bühnenbilder für das Theater.
In den Folgejahren war er ein sehr gefragter Illustrator und gestaltete unzählige Kinderbücher. Prägend für Worms waren auch seine Karikaturen in der „Wormser Zeitung“ und die Bühnenbilder, der ab 1967 für die „Narrhalla“ im Mozartsaal entwarf. Rosemarie Pallasch weiß sogar noch die Maße: stattliche 13 auf 10 Meter! In den Folgejahren entwickelte das sympathische Künstler-Ehepaar eine enorme Dynamik und Vielseitigkeit.
Aber rund um die Uhr zusammen leben und zusammen arbeiten? Ging das vor allem im Atelier immer gut? „Wer von euch beiden war der Chef“, wollte der neugierige Gesprächspartner Helmut Schäf wissen. Die Antwort von Rosemarie Pallasch fiel ebenso knapp wie klar aus: „Er.“ Gerhard Pallasch habe immer gute Ideen und Entwürfe gehabt, sie selbst sorgte für die Praxis. Gab es auch etwas, das er grundsätzlich nicht gemacht hätte, wollte eine Zuhörerin wissen. Rosemarie Pallasch dazu: „Porträts – Gerd hat nie Porträts gemacht, vielleicht auch deshalb, weil er wusste, dass die Leute auf den Bildern immer schöner aussehen wollen, als sie in Wirklichkeit sind.“ Gerd sei ein begnadeter Zeichner gewesen, aber er habe nur Dinge gemacht, mit denen er sich identifizieren konnte: „Künstlerische Identität war ihm sehr wichtig.“
„Wie ist das denn mit der Auftragskunst? Kann man es sich als Künstler leisten, auch Aufträge abzulehnen und kann man es einem jungen Abiturienten heute empfehlen, Kunst zu studieren?“, will Helmut Schäf wissen. Eine Frage, die Rosemarie Pallasch klar und ehrlich beantwortet: „Kunst ist eine tolle Sache – aber es ist vielfach schwer, von der Kunst zu leben. Man muss als freischaffender Künstler schon sehen, wie man rumkommt.“ Finanziell einträglich seien vor allem die vielen öffentlichen Aufträge gewesen, die man in den 50er bis 70er Jahren bekommen habe. Zu den ersten größeren Aufträgen der Pallaschs zählte die große Keramikwand im Wormser Hallenbad.