Cyrus Overbeck zeigt neue Bilder und Skulpturen in der Galerie „Mainzer Kunst“
Von Marianne Hoffmann
Ein langer, schmerzhafter Leidensweg liegt hinter Cyrus Overbeck. Diese Erfahrungen hat er in seinen neuen Werken verarbeitet.Foto: hbz/Jörg Henkel
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MAINZ - Es ist kalt an diesem Samstagmorgen. In der Altstadt musizieren die Garden vierfarbbunt, um die Mainzer auf ihre Fastnacht einzustimmen. Die Galerie „Mainzer Kunst“ von Rolf Weber-Schmidt im Weihergarten ist beinahe überfüllt. So viele kunstbegeisterte Menschen sind gekommen, um die neuesten Werke des international bekannten Künstlers Cyrus Overbeck zu sehen. „Vom Flügelschlag eines Schmetterlings“ ist der sehr poetische Titel der Ausstellung. Das ist schon besonders, aber noch verwirrender ist es, dass ein Arzt die Eröffnungsrede hält. Christian-Friedrich Vahl, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, hatte Cyrus Overbeck als Patient auf seiner Station. Vahl hält einen kleinen Kopf in seiner Hand. Dieser kleine Kopf entstammt einem Zyklus des Künstlers, in dem die Gesichter von Menschen gezeigt werden, „die durch den Flügelschlag einer Erkrankung, dem Krebs, deformiert worden sind“, erzählt er in seiner Hommage an den Künstler. 2014 lag Cyrus Overbeck mit einer akuten Gehirnblutung und bewegungsunfähig in seinem Atelier. Er ist zu diesem Zeitpunkt 44 Jahre alt. Den Flügelschlag eines Schmetterlings, den spürte er noch, aber der Tod hatte die Hand nach dem Künstler ausgestreckt. Dank einer geglückten Gehirnoperation und nach einem langen, schmerzhaften Leidensweg steht der Künstler wieder genesen inmitten seiner Kunstwelt.
Die Mainzer Literatin Angelika Wende entdeckte den „Flügelschlag eines Schmetterlings“ in den Werken von Cyrus Overbeck. Der Ausstellungstitel ist die Beschreibung seines Lebensweges seit 2014. Cyrus Overbeck zeigt in der Galerie viele, höchst unterschiedliche Porträts von Prominenten, wie Helmut Schmidt oder Theodor Adorno. Aber auch das verträumte Seitenporträt einer jungen Frau, die eine Blume zu liebkosen scheint, zeigt die große künstlerische Bandbreite des Künstlers.
Verhaltene Erotik trifft auf großes Begehren
In seinen Skulpturen zeigt sich verhaltene Erotik, vor allem, wenn der Frauenkörper in einer Rose anstelle des Kopfes endet. Dagegen steht ein großartiger Hengst, der sein ganzes Begehren auf die liebesbereite Frau ausrichtet. Holzschnitte, auf Leinwand gedruckt, geben verschobene Linien eines Gemäldes preis, die der Künstler mit einem in Terpentin getränkten Pinsel aufgelöst hat. Cyrus Overbeck erzählt mit seinen Arbeiten Geschichten aus der Welt der Lebenden und Liebenden, die noch weit entfernt sind vom Flügelschlag des Schmetterlings oder ihn aber schon gefühlt haben, verletzt sind und sich zum Schutz in Kokons zurückziehen. Kürzlich hat Cyrus Overbeck den ersten Mainzer Medienpreis gestaltet, der im Dezember vergangenen Jahres an den großartigen Herbert Bonewitz verliehen wurde. Der Originaldruckstock und ein Exemplar der Grafik wurden mittlerweile dem Gutenberg-Museum übergeben.
TERMIN
Die Ausstellung „Vom Flügelschlag eines Schmetterlings” mit neuen Bildern und Skulpturen von Cyrus Overbeck ist noch bis zum 3. März in der Galerie „Mainzer Kunst“, Weihergarten 11, zu sehen.
Hier kann man auch die Broschüre zum ersten Mainzer Medienpreis mit den Festreden für Herbert Bonewitz käuflich erwerben. Alle Infos unter www.mainzerkunst.de.
Trotz der vielen Kunstfreunde in seiner Galerie schmerzt es den Galeristen Rolf Weber-Schmidt, dass Künstler seines Hauses in den Markthäusern Galerie spielen. Nur einen Schmetterlingsflügelschlag von diesem Ort der Mainzer Kunst entfernt.