TV Haßloch macht sein Meisterstück

Am Samstag um 16.48 Uhr war es amtlich: Das Tennis-Herrenteam des TV Haßloch war soeben Meister der Regionalliga Süd-West geworden und darf 2018 in der Zweiten Bundesliga...

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MANNHEIM/RÜSSELSHEIM. Am Samstag um 16.48 Uhr war es amtlich: Das Tennis-Herrenteam des TV Haßloch war soeben Meister der Regionalliga Süd-West geworden und darf 2018 in der Zweiten Bundesliga antreten, sofern der Klub dies möchte. Es war Kai Lemke, dem einzigen Eigengewächs vorbehalten, sein Aufschlagspiel durchzubringen und damit an der Seite von Luca Gelhardt in Mannheim den fehlenden fünften Zähler zum Gesamtsieg zu holen. Der Treburer Lemke ist übrigens neben Ricardo Urzua Rivera der einzige Spieler, der bereits vor vier Jahren dabei war, als die Rüsselsheimer den Sprung in die Drittklassigkeit schafften.

Die abschließende Partie am Sonntag gegen Absteiger DJK Sulzbachtal (Endergebnis: 3:6) war folglich ohne Bedeutung, dennoch belohnten ausgesprochen viele Tennisfans das als krasser Außenseiter ins Rennen gegangene Sextett für seine famose Saison. Auch die schmucke Grün-Weiss-Bundesligaanlage am Feudenheimeer Neckarplatt war am Samstag ganz in Haßlocher Hand, knapp 100 TVH-Sympathisanten hatten den Weg nach Nordbaden auf sich genommen.

GW Mannheim II – TVH 4:5. Der Gastgeber musste im Spitzenspiel auf den früheren Davis-Cup-Crack Andreas Beck verzichten, der tags zuvor in Düsseldorf im Bundesligamatch der Ersten gebraucht worden und dort beim 4:2-Sieg auch prompt an zwei Zählern beteiligt war. Dennoch war GW stark besetzt – mit Robin Kern und dem Österreicher Martin Fischer aus dem Bundesligakader und dahinter mit dem Deutschen Jugendmeister im Doppel und aktuellen Nordbaden-Champion im Einzel, Max Rauch.

Besonders die Spitzeneinzel boten Regionalliga-Tennis auf höchstem Niveau, zudem wurden beide erst im Match-Tiebreak entschieden. Wieder einmal führte der TVH nach den Einzeln mit 4:2, brauchte also nur noch einen Zähler. Trotzdem war Zittern angesagt, denn das Doppel gehört in dieser Runde nicht zu den Spezialitäten der Hessen. Lemke/Gelhardt sorgten aber erwartungsgemäß rasch für klare Verhältnisse, zumal beim Gegner mit Cedric Holzmann ein 17-Jähriger mitmischte, der mit Leistungklasse sieben nicht in diese Liga gehört. Was folgte, waren eine Bierdusche für Sportwart Bernd Schwenger, ein Tänzchen auf dem Centre Court sowie ausgelassene Feiern in Rüsselsheim und später in Mainz.

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Stenogramm: Kern – Dellien 4.6, 6:1, 12:10; Fischer – Pancaldi 6:2, 3:6, 11:13; Rauch – Urzua Rivera 4:6, 4:6; Bertsch – Gelhardt 1:6, 0:6; Steinbrenner – Rützel 7:5, 6:2; Holzmann – Lemke 0:6, 1.6; Kern/Rauch – Dellien/Urzua Rivera 6:0, 1:6, 12:10; Fischer/Bertsch – Pancaldi/Rützel 6:2, 6:0; Steinbrenner/Holzmann – Gelhardt/Lemke 1:6, 2:6.

TVH – DJK Sulzbachtal 3:6. „Das wird ein bisschen dauern, bis die wieder nüchtern sind. Die haben alle noch zwei Promille“, unkte Bernd Schwenger um 11 Uhr, als das letzte Rundenspiel begann. Doch keiner der Meister ließ sich hängen, freilich fehlte bei den Feierbiestern gegen erstaunlich starke Saarländer einiges zur Bestform, so bei den US-Studenten Lemke und Tim Rützel. Letzterer, ein 18 Jahre junges Talent aus München, hatte im vergangenen Jahr noch zwei Klassen tiefer gespielt, „aber ich denke, ich habe mich in der Liga und im neuen Umfeld gut eingelebt, zumal ich meist schon donnerstags angereist bin“, meinte der Zwei-Meter-Blondschopf, der im nächsten Jahr gerne wieder mitmischen würde im harmonischen Team des TVH.

Der vier Jahre ältere Lemke war mit seiner Bilanz (6:1-Siegge) sehr zufrieden, mit seinen Leistungen nicht immer. „Ich habe allerdings bis kurz vor Rundenbeginn in den USA nur auf Hardcourt spielen können“, entschuldigte er sich.

Was nun TVH? Einige Äußerungen und die am Sonntag von einem Dutzend treuer Fans getragenen, leuchtend blauen T-Shirts mit der Aufschrift „Zweite Liga“ zeigen, wohin die Tendenz geht. Finden die Rüsselsheimer eine Lösung für die Mehrkosten, dann dürften sie den Sprung in die Zweitklassigkeit wagen.

Stenogramm: Dellien – Celebic 7:5, 6:3; Pancaldi – Ollert 4:6, 4:6; Urzua Rivera – Radic 6:4, 4:6, 6:10; Gelhardt – Conkic 2:6, 2:6; Rüttel – Herrmann 2:6, 2:6; Lemke – Welte 7:5, 5:7, 10:7, Pancaldi/Urzua Rivera – Ollert/Radic 6:4, 6.4; Rüttel/Lemke – Celebic/Conkic 4:6, 0:6; Gelhardt/Schuchter – Herrmann/Klein 2:6, 4:6.

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Von Ralph Baumann