Luftveränderung zahlt sich aus

Niclas Stierlin (rechts) hat sich in der U 19 in Leipzig sofort in die Mannschaft gespielt.Foto: RB Leipzig/motivio  Foto: RB Leipzig/motivio

Niclas Stierlin ist gerade 18 Jahre alt geworden und seinem Traum wieder einen großen Schritt näher gekommen. Der Lampertheimer Nachwuchsfußballer steht seit einem halben...

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LAMPERTHEIM. Niclas Stierlin ist gerade 18 Jahre alt geworden und seinem Traum wieder einen großen Schritt näher gekommen. Der Lampertheimer Nachwuchsfußballer steht seit einem halben Jahr bei RB Leipzig für die U 19 der Bullen in der Bundesliga auf dem Platz. Ende Januar hat der Defensivspieler bei den Sachsen nun seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Dass Stierlin im Sommer eine große persönliche Veränderung in Kauf genommen hat, scheint sich auszuzahlen.

Damals entschied sich der Spargelstädter für eine Luftveränderung. Vom 1. FC Kaiserslautern, seinem bisherigen Verein, ging es ins rund 500 Kilometer entfernte Leipzig. Auch dank des RB-Sportdirektors Ralf Rangnick, der sich im Werben um das Talent ordentlich ins Zeug gelegt hatte. Bereut hat es Stierlin bislang nicht, die heimische Komfortzone hinter sich gelassen zu haben. „Privat war es natürlich eine Umstellung, weniger zu Hause zu sein und somit weniger Zeit zusammen mit meinen Eltern und meiner Freundin zu haben“, sagt Stierlin. Doch der Schritt hat sich gelohnt, hat er neben der persönlichen Entwicklung doch auch sportlich einen Schritt nach vorne gemacht. „Hier finde ich die optimalen Bedingungen vor, um mich bestmöglich weiterzuentwickeln.“

Viel Zeit, im Alltag über die neue Situation nachzudenken, hat der Teenager allerdings ohnehin nicht. Niclas Stierlin lebt in Leipzig den eng getakteten Tagesablauf eines 18-Jährigen, den in dieser Art wohl nur angehende Leistungssportler kennen. Morgens um 6 Uhr klingelt bei dem Lampertheimer der Wecker. Von 7 Uhr bis mittags oder nachmittags wird die Schulbank gedrückt. Erst danach steht der Sport im Mittelpunkt, der nach Möglichkeit in naher Zukunft komplett den Alltag bestimmen soll. Die ersten sechs Monate in Leipzig waren direkt besonders zehrend. Da das Bundesliga-Team von RB in dieser Spielzeit in der Champions League am Ball war, startete die U 19 automatisch in der Youth League. Das bedeutete, auch unter der Woche internationale Verpflichtungen wahrnehmen zu müssen.

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Beachtliche Torausbeute für defensiv orientierten Spieler

Stierlin hatte sich dabei bei RB schnell einen Stammplatz erarbeitet, kam in seinem ersten halben Jahr in 13 Bundesligaspielen auf vier Tore und in der Youth League in sechs Partien auf zwei Treffer – eine beachtliche Bilanz für einen defensiv orientierten Spieler. In der U 19-Bundesliga hinkt man zwar etwas den Erwartungen hinterher. „Aber unter Berücksichtigung dieser Mehrfachbelastung mit Bundesliga, DFB-Pokal, Landespokal, Youth League und Nationalmannschaft sind wir nicht vollkommen unzufrieden“, so Stierlin.

Sportlich wie privat läuft es also für den Spargelstädter, der in dieser Saison auch seine erste Länderspielreise mit der U 18-Auswahl des DFB nach Israel mitgemacht hat. In der Vorbereitung auf die Rückrunde in der Bundesliga durfte Stierlin dann sogar bei den Profis mittrainieren. Im Testspiel gegen Dukla Prag stand Stierlin eine Halbzeit lang auf dem Platz, das ein oder andere Feedbackgespräch mit Bundesliga-Coach Ralph Hasenhüttl hat es ebenfalls schon gegeben.

Wie eng die Verzahnung in Leipzig zwischen Nachwuchs- und Profi-Abteilung ist, zeigt nicht zuletzt, dass Ralf Rangnick regelmäßig bei den Spielen der U 19 vorbeischaut. „Der Kontakt zu den Profis ist damit sehr eng und gibt uns Nachwuchsspielern zusätzliche Motivation“, erklärt Stierlin.

Dennoch ist sich der Lampertheimer darüber im Klaren, dass der Weg zum Profi in Leipzig steinig ist. „Dass es für jeden Nachwuchsspieler bei einem Champions-League-Verein schwer ist, den Sprung ins Profiteam zu schaffen, ist ganz normal“, meint der 18-Jährige. In naher Zukunft will er aber von der guten Ausbildung, die er bei RB jetzt genießt, profitieren. Und wer weiß, vielleicht steht Stierlin eines Tages doch in der Bundesliga-Startelf.

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Ein anderer ehemaliger Lauterer, der nach Leipzig gewechselt ist, trägt bei RB nun die Kapitänsbinde. Willi Orban hat sich zu einer Identifikationsfigur aufgeschwungen und steht sinnbildlich für das Modell, das Rangnick und Co. vertreten. „Dass der Verein vor allem auf junge Spieler setzt und keine fertigen Stars einkauft, war auch ein Grund, warum ich hierher gewechselt bin“, so Stierlin. Nun will er sich auf seinem ersten Profivertrag keineswegs ausruhen, „sondern weiter Gas geben, um die nächsten Entwicklungsschritte zu nehmen, die es benötigt, um nicht nur auf dem Papier ein Profi zu sein.“

Von Philipp Sémon