„Ja, stimmt: Ich bin dienstälteste Kindertagesstättenleiterin der Stadt“, sagt Rosel Scherer-Hahn im Echo-Gespräch und scheint beim Nachrechnen selbst überrascht: 1978...
GROSS-GERAU. „Ja, stimmt: Ich bin dienstälteste Kindertagesstättenleiterin der Stadt“, sagt Rosel Scherer-Hahn im Echo-Gespräch und scheint beim Nachrechnen selbst überrascht: 1978 übernahm sie die Leitung der Kindertagesstätte (Kita) Auf Esch, der sie seit Eröffnung vor 45 Jahren als Erzieherin angehört. „Ich mache meinen Job noch immer gern und wünsche mir, dass die Kinder bei uns daheim sind“, sagt sie.
Beim Tag der offenen Tür in der Kita anlässlich des 45. Geburtstages des Hauses, in dem gut 100 Kinder betreut werden, wobei die Hälfte aus nichtdeutschen Kulturkreisen kommt, wird Rosel Scherer-Hahn von vielen herzlich begrüßt. Darunter sind Eltern wie künftige Eltern, die sich die Einrichtung, in der seit fünf Jahren auch Einjährige aufgenommen werden, ansehen, aber auch Ehemalige.
Rosel Scherer-Hahn seit 39 Jahren Leiterin
Simone Born, eine Mutter, deren Tochter Emilie-Marie (2) zur Mäusegruppe gehört, sagt: „Ich war hier selbst mal Mäusekind und erinnere mich gern zurück. Daher bin ich sicher, dass auch meine Tochter sich wohlfühlt.“ Ein älterer Herr kommt hinzu, drückt der Kitaleiterin freudig die Hand: Auch sein Enkelkind, das mittlerweile zur Schule geht, habe die Kita besucht, sagt er.
Dass die Kita Auf Esch ein harmonisches Erzieherinnenteam hat, dass Eltern und Kinder gern kommen und sicher sind, ein kompetentes, offenes Ohr zu finden, ist beim Tag der offenen Tür spürbar. Heute stehen der Genuss des Büfetts, Stöbern an den Flohmarkttischen und nette Plauderei im Fokus. Manche Eltern nutzen die Gelegenheit, Spielzeug, Bücher oder Kleidung für ihre Kinder zu erstehen, andere haben mit Kuchen oder Gemüsefladen im Garten Platz genommen. Das 22-köpfige Kita-Team, darunter auch Hauswirtschaftskräfte sowie Erzieherinnen in Teilzeit, hat ein Auge auf die wuselnden Kinder. Rosel Scherer-Hahn sagt: „Wenn ich bedenke, dass wir vor 45 und 40 Jahren noch zu fünft im Team waren, wird klar, wie sich Bedarfe und Ansprüche verändert haben.“
Längere, durchgängige Öffnungszeiten aufgrund der Berufstätigkeit beider Elternteile sowie Individualisierung der Betreuung seien markante Aspekte. „Längst gibt es nicht mehr die altersgemischten Gruppen mit geschlossenen Türen. Wir haben trotz Stammgruppen offene Räume mit Schwerpunkten – sei’s der Kreativraum, der Raum für Rollenspiele, ein anderer zum Vorlesen oder das Labor für Experimente. Kinder haben Mitsprache entsprechend ihrer Bedürfnisse und der Projekte, in die sich einwählen“, umreißt die Kita-Leiterin die Organisation der Vielfalt. Zudem würden alle Kinder stets individuell gefördert – im Sozialverhalten, im kognitiven oder motorischen Bereich. Entwicklungsprotokolle dokumentieren tägliche Wahrnehmungen der Erzieherinnen und bilden die Basis für Elterngespräche. „Auch Kooperation mit Therapeuten und dem Kinderschutzbund gehören bei Bedarf dazu“, sagt Scherer-Hahn. Sie lacht: „Ich fasse das alles unter dem Begriff ‚Leben lernen’ zusammen. Kinder brauchen Vertrauen und Ermutigung. Sie brauchen Vorbilder. Und klare Absprachen sowie Regeln sind wichtig.“
Dass all dies ein riesiges Gesamtpaket der Kunst der Erziehung bildet, darüber kann Rosel Scherer-Hahn nur schmunzeln. „Für mich ist es Alltag. Kinder bringen nicht mehr selbstverständlich ein Basiswissen mit. Sie lernen bei uns, was einst in Familien dazugehörte. Händewaschen, Naseputzen, Schuhe binden – damit geht’s los.“ Rosel Scherer-Hahn sagt: „All den Kindern vieler Kulturen ein Zuhause zu geben, braucht es große Einfühlung.