Der Sieger von Bürstadt zeigt sich als wahrer Champion und bringt 2018 ins Gespräch
BÜRSTADT. John Degenkolb hielt Wort. Vor dem Start zu "Olek's Radsport Grand Prix" am Dienstagabend in Bürstadt hatte der 28-Jährige den Zuschauern eine tolle Show versprochen. Gesagt. Getan. Der Profi aus dem Team Trek-Segafredo lieferte auf den 111 Runden à 610 Meter sogar eine perfekte Show ab, sicherte er sich doch nach knapp zwei Stunden Rennzeit im Schlusssprint den Sieg. Auf dem Podium gab Degenkolb dann sogar noch eine Steilvorlage fürs nächste Jahr.
Zuvor hatte der Radprofi mit seinen Kollegen das Publikum in Bürstadt begeistert. Mit Degenkolb waren insgesamt acht deutsche Rennfahrer am Start, die noch im Juli die Tour de France bestritten hatten. Immer wieder schnelle Antritte, rasante Kurvenfahrten. Zudem setzte sich der 28-Jährige nach der ersten Sprintwertung unter anderem mit Rick Zabel vom Feld ab und hatte dieses in der 63 Runde eingeholt. Kaum geschehen, trat André Greipel an - und tat es Degenkolb gleich. Rundengewinn. Die großen Namen im Feld waren nun wieder gleichauf. Gemeinsam mit zwölf anderen Fahrern lag das namhafte Trio also eine Runde vor dem Feld. Die Vorentscheidung.
Im Sprintfinale war Degenkolb dann der Schnellste. Greipel (er gewann das Derny-Rennen in Bürstadt) folgte auf Rang zwei, Zabel wurde Dritter. Ob der Konkurrenz war der Trek-Profi dann auch sichtlich erfreut über seinen Erfolg. "Man weiß nie, wie es läuft. Siege lassen sich planen. Umso mehr freue ich mich, dass es geklappt hat hier in der Heimat", sagte Degenkolb, der an diesem Abend sicherlich mehr Autogramme schrieb als er Rennrunden drehte.
Der Gewinner von Paris-Roubaix 2015 lebt mit Frau und seinen zwei Kindern, die mit nach Bürstadt gekommen waren, in Oberursel bei Frankfurt. So war das Rennen auch eine Art Familienausflug, bevor Degenkolb am Mittwoch in Richtung Vuelta a Espana aufbrach. Für die anstehende Spanien-Rundfahrt holte sich der 28-Jährige im Südhessischen jedenfalls noch einmal eine Portion Motivation.
"Das ist wirklich ein gutes Gefühl, das ich jetzt nach Spanien mitnehmen kann. Das gibt noch einmal einen Schub", erklärte Degenkolb nach der Siegerehrung im kleinen Kreis. Zuvor hatte er sich als wahrer Champion gezeigt und die Veranstaltung gelobt. "Ich bin echt wahnsinnig glücklich, den Abend mit euch verbracht haben zu dürfen. Dank an die, die das hier erschaffen haben", sagte er vom Podium aus. Und dann richtete er sich an Dr. Marie-Luise Wolff.
"Können wir nächstes Jahr wiederkommen?", fragte der Radprofi die Vorstandsvorsitzende des Hauptsponsors Entega. Ein spontanes Ja gab es von Wolff zwar nicht. "Wir werden das besprechen. Die Chancen stehen gut", antwortete sie allerdings. In dem Moment konnte sich Algis Oleknavicius ein Grinsen nicht verkneifen. "Ein besseres Feedback als von den Fahrern wie John Degenkolb und André Greipel kann ich mir nicht wünschen", sagte der Rennorganisator.
Der Einhausener, der am heutigen Donnerstag 70 Jahre alt wird und nach dem Rennen schon mal ein bisschen vorfeierte, hatte für die Veranstaltung in Bürstadt extra seinen Ruhestand aufgekündigt und die Sache in die Hand genommen. Greipel wiederum, der am Sonntag bei den Cyclassics in Hamburg startet, war einmal mehr dem Ruf von "Olek" gefolgt. "Weil ich ein besonderes Verhältnis zum Olek habe. Und Leuten, die man gut kennt und schätzt, denen hilft man gerne", sagte der mehrfache Tour-Etappensieger.
Oleknavicius selbst hat nach dem gelungenen Rennen natürlich Lust auf eine Fortsetzung im Jahr 2018. "Ich bin sehr zufrieden. Wenn das Team wieder mitspielt, gibt es gerne eine Wiederholung. Klar", sagte der frührere Nationalfahrer: "Das hat der jedenfalls Radsport verdient." Der Radsport kann wiederum froh sein, dass er Menschen wie Algis Oleknavicius, Andre Greipel und John Degenkolb hat.