Von Jan FelberDARMSTADT - Es wird ein Spiel zwischen zwei Mannschaften, die in einer "kleinen Krise" stecken. So drückt es zumindest Torsten Frings, Trainer des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98, aus. An diesem Freitag um 18.30 Uhr wird die Partie bei Erzgebirge Aue angepfiffen, rund 300 Fans werden die Lilien dorthin begleiten.
Aue hat zuletzt 0:4 bei Dynamo Dresden verloren und ist bis auf Platz 15 abgerutscht. Damit stehen die Sachsen allerdings immer noch einen Platz besser da als der SV 98 - der hält seit dem letzten Sonntag, seit dem 0:1 gegen Jahn Regensburg, Relegationsplatz 16. "Damit habe ich auch nicht gerechnet", sagt Frings ganz offen.
Druck habe man aber immer, sagt der Trainer, und auch vor den letzten beiden Spielen des Jahres - nach Aue geht es noch zu Greuther Fürth - sei der Druck nicht größer als sonst. Dass Präsident Rüdiger Fritsch die Spieler am Montag bei einer Kabinenpredigt zusammengefaltet hatte, fand der Trainer gut. "Das ist etwas anderes, als wenn immer nur der Trainer etwas sagt", meint Frings, der in Aue auf einen besser bespielbaren Platz hofft, als es zuletzt in Darmstadt der Fall war. Schließlich sind die Lilien eine Mannschaft, die technisch einigen anderen Teams überlegen ist.
Vieles ist eine Frage der Mentalität
Zuletzt mangelte es allerdings am Kampfeswillen - und nur wenn der vorhanden ist, kommen auch diese technische Fähigkeiten zur Geltung. Die jüngsten Niederlagen und vor allem die letzten zehn Spiele ohne Sieg kann sich Frings nur mit der Einstellung erklären, die zu oft nicht gestimmt habe. "Das ist eine Mentalitätssache. Es geht um die Frage: Bin ich bereit? Wir müssen unser Tor mit allem, was wir haben, verteidigen. Zuletzt wurden wir aber niedergekämpft."
So war es auch beim 0:1 gegen Regensburg gewesen. Ob die Lilien-Spieler technisch vielleicht zu gut seien, wurde Frings bei der Pressekonferenz vor dem Aue-Spiel am Donnerstag gefragt. Da musste der Trainer dann doch lachen. "Wir versuchen vieles spielerisch zu lösen. Gegen Regensburg haben wir das aber nicht getan - da haben wir die Bälle einfach nur blind nach vorne geschlagen." Das hat ihn geärgert. "In Aue darf es keine Schönspielerei geben. Das muss jetzt auch der Letzte kapiert haben." Das sind freilich Sätze, die man oft gehört hat in den letzten Wochen. Und doch hatten viele Beobachter das Gefühl, dass eben nicht jeder verstanden hat, worum es geht.
Fußball-Ästheten sollten sich das Spiel in Aue wohl besser nicht anschauen. "Es wird mit Sicherheit ein harter Kampf. Wir haben uns in letzter Zeit auswärts aber stärker präsentiert als zu Hause. Wir wollen Aue überholen und Platz 16 verlassen."
Mut machen dem Trainer die jüngsten Leistungen in Braunschweig (2:2) und bei Union Berlin (3:3), als den Lilien jeweils nur Sekunden zum Dreier gefehlt hatten. "Wenn wir im Gegensatz zu Regensburg alle 100 Prozent geben, ist etwas drin", sagt der Trainer. Auch das hat er in letzter Zeit freilich oft gesagt.
Felix Platte hat sich in dieser Woche mit einer kleineren Blessur herumgeschlagen und konnte erst am Mittwoch wieder trainieren. Ob er in Aue spielen kann, ist fraglich. Gleiches gilt für Jan Rosenthal, der nach seiner Grippe zumindest wieder mittrainiert. Zu früh kommt ein Einsatz noch für Peter Niemeyer, der nach seiner Fersen-OP Teile des Mannschaftstrainings wieder mitbestreitet. "Wir wollen nichts überstrapazieren", hat Frings indes wenig Hoffnung. Aber vielleicht reicht es ja doch noch für einen Einsatz vor der Winterpause. "Wenn man vernünftig ist, wird es eher nächstes Jahr. Aber er ist eigentlich unersetzlich, vielleicht kann ich ihn ja doch noch mal kurz reinwerfen."
Keine Ausreden bei Patzern im Zweikampf
Frings hofft in Aue vor allem darauf, dass die individuellen Fehler abgestellt werden. Solche wie beim 0:1 gegen Jahn Regensburg, als gleich drei Verteidiger Marco Grüttner nach einem Freistoß aus den Augen verloren hatten. "Man muss geiler darauf sein zu verteidigen. Mancher schiebt Verantwortung von sich weg, aber wenn man persönliche Duelle verliert, gibt es keine Ausreden." Er wolle nicht auf Raumdeckung umstellen, weil das den Spielern ein Alibi verschaffen könnte. "Das kenne ich noch aus meiner Zeit: Man hat einen Gegenspieler, und den hat man zu bewachen." Ganz einfach eigentlich.
Eine Ausrede soll und darf es übrigens auch nicht sein, wenn der Platz in Aue in einem ähnlichen Zustand sein sollte wie der am Böllenfalltor am Sonntag. "Das haben einige danach durchaus als Ausrede benutzt", weiß Frings. Er selbst will so etwas aber partout nicht hören. "Und wir hatten in dieser Woche auch keine Schneekanone auf dem Platz, um solche Umstände zu trainieren."
Noch mehr Nachrichten aus der Region lesen? Testen Sie kostenlos 9 Tage das Komplettpaket Print & Web plus!
Bitte loggen Sie sich ein, um einen Kommentar zu diesem Artikel zu verfassen. Debatten auf unseren Zeitungsportalen werden bewusst geführt. Kommentare, die Sie zur Veröffentlichung einstellen, werden daher unter ihrem Klarnamen (Vor- und Nachname) veröffentlicht. Bitte prüfen Sie daher, ob die von Ihnen bei ihrer Registrierung angegebenen Personalien zutreffend sind.
Die Zeichenzahl ist auf 1700 begrenzt. Die Redaktion behält sich vor, den Kommentar zu sichten und zu entscheiden, ob er freigeschaltet wird. Kommentare mit rechts- oder sittenwidrigen Inhalten, insbesondere Beleidigungen, nicht nachprüfbare Behauptungen, erkennbare Unwahrheiten und rassistische Andeutungen führen dazu, dass der Kommentar im Falle der Sichtung nicht freigeschaltet, ansonsten sofort gelöscht wird. Wir weisen darauf hin, dass alle Kommentare nach einigen Wochen automatisch wieder gelöscht werden.
Die Kommentare sind Meinungen der Verfasser.